1. Mose 43, 15 – 34
15 Da nahmen sie diese Geschenke und das doppelte Geld mit sich, dazu Benjamin, machten sich auf, zogen nach Ägypten und traten vor Josef. 16 Als Josef sie sah mit Benjamin, sprach er zu seinem Haushalter: Führe diese Männer ins Haus und schlachte und richte zu, denn sie sollen zu Mittag mit mir essen. 17 Und der Mann tat, wie ihm Josef gesagt hatte, und führte die Männer in Josefs Haus. 18 Sie fürchteten sich aber, weil sie in Josefs Haus geführt wurden, und sprachen: Wir sind hereingeführt um des Geldes willen, das wir in unsern Säcken das vorige Mal wiedergefunden haben; man will auf uns eindringen und über uns herfallen und uns zu Sklaven machen und uns die Esel nehmen. 19 Darum traten sie zu Josefs Haushalter und redeten mit ihm vor der Haustür 20 und sprachen: Mein Herr, wir sind das vorige Mal herabgezogen, Getreide zu kaufen, 21 und als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke auftaten, siehe, da war eines jeden Geld oben in seinem Sack mit vollem Gewicht. Darum haben wir’s wieder mit uns gebracht, 22 haben auch anderes Geld mit uns herabgebracht, Getreide zu kaufen. Wir wissen aber nicht, wer uns unser Geld in unsere Säcke gesteckt hat. 23 Er aber sprach: Seid guten Mutes, fürchtet euch nicht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz gegeben in eure Säcke. Euer Geld habe ich erhalten. Und er führte Simeon zu ihnen heraus 24 und brachte sie in Josefs Haus, gab ihnen Wasser, dass sie ihre Füße wuschen, und gab ihren Eseln Futter. 25 Sie aber richteten das Geschenk zu, bis Josef mittags käme; denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten. 26 Als nun Josef ins Haus trat, brachten sie ihm das Geschenk ins Haus, das sie mitgebracht hatten, und fielen vor ihm nieder zur Erde. 27 Er aber grüßte sie freundlich und sprach: Geht es eurem alten Vater gut, von dem ihr mir sagtet? Lebt er noch? 28 Sie antworteten: Es geht deinem Knechte, unserm Vater, gut und er lebt noch. Und sie verneigten sich und fielen vor ihm nieder. 29 Und er hob seine Augen auf und sah seinen Bruder Benjamin, seiner Mutter Sohn, und sprach: Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir sagtet? Und sprach weiter: Gott sei dir gnädig, mein Sohn! 30 Und Josef eilte hinaus; denn sein Herz entbrannte ihm für seinen Bruder, und er suchte, wo er weinen könnte, und ging in seine Kammer und weinte daselbst. 31 Und als er sein Angesicht gewaschen hatte, ging er heraus und hielt an sich und sprach: Legt die Speisen auf! 32 Und man trug ihm besonders auf und jenen auch besonders und den Ägyptern, die mit ihm aßen, auch besonders. Denn die Ägypter dürfen nicht essen mit den Hebräern; denn es ist ein Gräuel für sie. 33 Und man setzte sie ihm gegenüber, den Erstgeborenen nach seiner Erstgeburt und den Jüngsten nach seiner Jugend. Darüber verwunderten sie sich untereinander. 34 Und man trug ihnen Essen auf von seinem Tisch, aber Benjamin bekam fünfmal mehr als die andern. Und sie tranken und wurden trunken mit ihm.
Was für eine Reise, was für eine Verwirrung. Die Brüder werden überaus freundlich empfangen. Nicht, weil sie so reichlich Geschenke mitbringen. Sondern allein deshalb, weil Josef diesen Empfang anordnet. In seinem Haus. Viel Ehre durch diesen hochgestellten Mann für Leute, die doch nur Getreide kaufen wollen. Sie sind verwirrt und fürchten sich – und treten darum die Flucht nach vorne an, erzählen von dem Geldfund bei der letzten Reise. Der Bedieste Josefs aber beruhigt sie, wenn auch mit Sätzen, die doppelbödig klingen: Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz gegeben in eure Säcke.“ Es ist normalerweise nicht Gottes Art, Geld in Säcke zu legen. Aber vielleicht ist ja auch gar nicht vom Geld die Rede, sondern von etwas völlig anderem.
Es geht weiter. Josefs pubertärer Traum erfüllt sich: die Brüder werfen sich vor ihm nieder. Ist das genug Genugtuung für ihn? er hebt sie auf und setzt sich mit ihnen an eine Tafel und ordnet die Sitzordnung an. Die Brüder staunen an, als ihnen auffällt, dass sie gemäß ihrer Altersreihenfolge platziert worden sind. Ist das ein Zufall? Sie verwundern sich jedenfalls sehr. Tuscheln darüber miteinander. Als dann das Essen kommt, fallen die Ängste endgültig. Vor allem Benjamin wird regelrecht abgefüttert. So sehr entspannt sich die Atmosphäre, dass sich ein kleines Zechgelage entwickelt. „Sie zechten mit ihm“ übersetzt der jüdische Exeget Ben Jacob. Eine Zeitlang scheinen alle Ängste vergessen.
Das gibt es doch: Lachen und entspannt sein in einer Situation, die belastet. Manchmal hilft Essen und Trinken.
Wie gut, mein Gott, dass es die Augenblicke des Lachens, der Entspannung gibt, mitten unter den Lasten, die uns das Leben schwer machen. Wie gut, dass Du es uns gönnst, dass wir für einen Moment aus den Ängsten flüchten können, Luft holen können, vergessen, dass wir bedrängte Leute sind. Gib du uns solche Augenblicke, damit wir das Lachen und den Mut zum Leben nicht verlieren. Amen