Wenn sich der Himmel öffnet

Matthäus 3, 13 – 17

13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Johannes hat Zulauf – und einer unter den Vielen ist Jesus. Er reiht sich ein in die, die Zur Taufe anstehen.  Irritierend, nicht nur für Johannes. Warum hat er die Taufe nötig? Oder hat er sie gar nicht nötig – dieses Abgewaschen werden von den Sünden, diesen Freispruch? Ich denke, dass ich nicht zu weit gehe, wenn ich als die Erfüllung aller Gerechtigkeit lese, dass er auf die Seite der Schuldigen tritt, ihre Schuld zu seiner Schuld macht, und am Ende das Kreuz auf sich nehmen wird, Schuldspruch der Menschen und Gericht Gottes über aller Menschenschuld (J. Klepper) in einem. Ich lese diesen ersten Satz Jesu wie einen Programm-Satz über seinen Weg, der nun beginnt. Auftakt des Weges, auf dem alle Gerechtigkeit erfüllt wird. In allen Schritten seines Lebens geht es darum, dass der Wille Gottes an sein Ziel kommt. Am Anfang des Weges Jesu steht der Gehorsam, der nichts will als den Willen des Vaters. Mit dem Gehorsam haben wir es nicht mehr so, seit die Gehorsamsforderung in der deutschen Geschichte schändlich missbraucht worden ist. Sie wird bis heute missbraucht. Und doch gehört sie zum Wesen des Glaubens – so kann Paulus sagen: „Durch Jesus Christus haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden.“ (Römer 1, 5) Ein Gehorsam, der aus dem Vertrauen schöpft. 

Der erste Schritt. An diesem Weganfang steht vor allem das Zeugnis des Himmels über Jesus. Wie immer der Weg Jesu auch aussehen mag, als ein Weg nach unten, in die Einsamkeit, missverstanden von den Menschen, ausgeliefert und zum Spottbild gemacht, einer, dem die Mächtigen ein schreckliches Ende bereiten   – über ihm steht das Wohlgefallen Gottes. Dieses Zeugnis ist geeignet, Vertrauen zu schaffen.

Ich weiß, dass ich getauft worden bin, weil es eine Taufurkunde gibt, die es bestätigt. Ich habe allerdings keine eigene Tauferinnerung, weil ich ein Säugling war. So glaube ich das Ja der Taufe zu mir und meinen Weg, abgeleitet aus dem Dokument.  Es ist nicht die eigene Erfahrung, die zählt, sondern das Faktum. Es mag auffallen: an keiner Stelle des Evangeliums wird auf die taufe zurückgegriffen als auf ein Moment, das für das Selbstbewusstsein Jesu eine Rolle spielt.  Es ist, als würde er daraus keine Stabilität ableiten. Vom Selbstbewusstsein Jesu, von seiner psychischen Verfassung ist ja auch sonst nicht die Rede. Vielleicht ist das eine Lernaufgabe – sich nicht ständig mit der eigenen psychischen Verfassung zu beschäftigten. Sie ist nicht so wichtig. Wichtig ist das Sein: geliebter Sohn. Das gilt.

Jesus, getauft wie unsereiner, eingereiht unter die Sünder, eingetaucht in die Fluten, die den Tod bringen – Dich schaue ich an. Dich sehe ich: Einen jüdischen Mann, äußerlich durch nichts zu unterscheiden von den vielen, die vor Dir, neben Dir, hinter Dir stehen.

Und doch: Es gibt den einen Augenblick in meinem Leben, in dem mir die Augen aufgegangen sind, ohne mein Zutun, ohne mein Denken, ohne mein Wollen. Seitdem sehe ich Dich an und glaube der Himmelsstimme: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Ich danke Dir für das Geschenk des Glaubens. Amen

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