Weisheit macht sozialdienlich


Sprüche 3, 27 – 35

27 Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. 28 Sprich nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm wieder; morgen will ich dir geben –, wenn du es doch hast. 29 Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt. 30 Geh nicht mutwillig mit jemand vor Gericht, wenn er dir kein Leid getan hat. 31 Sei nicht neidisch auf den Gewalttätigen und erwähle seiner Wege keinen, 32 denn wer auf Abwegen geht, ist dem HERRN ein Gräuel, aber den Aufrechten ist er freund. 33 Im Hause des Frevlers ist der Fluch des HERRN, aber das Haus der Gerechten wird gesegnet. 34 Er wird der Spötter spotten, aber den Demütigen wird er Gnade geben. 35 Die Weisen werden Ehre erben, aber die Toren werden Schande davontragen.

Die Weisheit Israels schwebt nicht fußhoch über der Erde. Sie ist geerdet. Darum mischt sie sich ein in das soziale Verhalten. Es gibt ein Sozialverhalten, das durch Gesetz zu regeln ist – zum Beispiel die Achtung vor fremdem Eigentum. Die Achtung auch vor dem, was Eigentum der Gemeinschaft ist, was sie allen zur Verfügung stellt – Kinderspielplätze, Parkbänke, Radwege, etc. Es ist ein schlimmer Schaden unserer Zeit, dass der Respekt vor dem Gemeingut und vor denen, die im Dienst der Gemeinschaft stehen, manche freiwillig, andere in ihrem Beruf, zunehmend in Frage gestellt ist. Was das Gesetz regeln kann, dazu sagt die Weisheit nichts. Aber sie ermutigt zu einem Verhalten unterhalb der Ebene des gesetzlich Gebotenen – oder ist es in Wahrheit oberhalb dieser Ebene? Sich derer annehmen, die hilfsbedürftig sind. Sie nicht abspeisen. Sie nicht sich selbst überlassen. Sie nicht entwürdigen mit Sprüchen: „Jeder ist eines Glückes Schmied.“

Daneben die Warnung, sich die falschen Vorbilder zu wählen – die Harten, Erfolgreichen, die sich vordrängen, die zugreifen, wenn sich die Chance bietet, auch wenn sie gar nicht an der Reihe sind. Sich hüten vor einer Durchsetzung von recht, die in Wahrheit Unrecht ist. Es ist, als habe Luther an dieser Stelle von der Weisheit gelernt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ Und immer wieder, unverdrossen die Wiederholung: Wer so den Weg der Weisheit geht, der ist auf einem guten Weg, den Gott segnet. Damit bekommt man kein Bundesverdienstkreuz, wohl aber das Wohlgefallen Gottes.

Mein Gott, es gibt allezeit Arme, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Es gibt weltweit so viel Not, in die hinein wir sorgen können. Es gibt den Hunger nach Brot und den Hunger nach Gerechtigkeit. Es gibt die Sehnsucht nach Frieden und den Schrei nach Freiheit, die Luft zum Atmen lässt. Und wir leben in einem Land, in dem wir genug haben – Brot, Achtung unserer Rechte, Frieden, Sicherheit. Gib Du, dass wir nie gering achten, dass wir im Vergleich zu anderen wie in einem Vorhof des Paradieses leben dürfen. Gib Du uns auch den Mut, von unserem Reichtum und unserem Überfluss abzugeben, damit es anderen weltweit ein wenig besser geht. Amen

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