Weisheit – ein Lebensbaum


Sprüche 3, 13 – 26

13 Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, und dem Menschen, der Einsicht gewinnt! 14 Denn es ist besser, sie zu erwerben, als Silber, und ihr Ertrag ist besser als Gold. 15 Sie ist edler als Perlen, und alles, was du wünschen magst, ist ihr nicht zu vergleichen. 16 Langes Leben ist in ihrer rechten Hand, in ihrer Linken ist Reichtum und Ehre. 17 Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Frieden. 18 Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen, und glücklich sind, die sie festhalten. 19 Der HERR hat die Erde mit Weisheit gegründet und nach seiner Einsicht die Himmel bereitet. 20 Durch seine Erkenntnis quellen die Wasser der Tiefe hervor und triefen die Wolken von Tau. 21 Mein Sohn, lass sie nicht aus deinen Augen weichen, bewahre Umsicht und Klugheit! 22 Das wird Leben sein für dein Herz und ein Schmuck für deinen Hals. 23 Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, sodass dein Fuß sich nicht stoßen wird. 24 Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, und liegst du, so wirst du süß schlafen. 25 Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken noch vor dem Verderben der Frevler, wenn es über sie kommt; 26 denn der HERR ist deine Zuversicht; er behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde.

Geradezu unermüdlich – dieses Lob der Weisheit. Wenn man sich die Weisheit als Person vorstellen darf, manches spricht in diesem Buch dafür, dann hat es etwas vom Eigenlob. Und fordert damit das Sprichwort heraus: „Eigenlob stinkt.“ Darf die Weisheit sich selbst loben? Vielleicht aber ist es gar kein Eigenlob, wenn sie darauf verweist: Der Ursprung der Weisheit ist in Gott. Der HERR hat die Erde mit Weisheit gegründet und nach seiner Einsicht die Himmel bereitet. Das ist das Programm einer ganzen Schule von Naturwissenschaftlern geworden: Sie haben in ihrer Wissenschaft versucht, den Gesetzmäßigkeiten der Natur auf die Spur zu kommen, nicht um Gott überflüssig zu machen, sondern um seine Weisheit ehren. Es ist ein bisschen naseweis, wenn man heute hier und da so tut, als müsse man die Schöpfung Gottes verbessern, als habe er versäumt, sie krisensicher einzurichten. Das hat etwas von „Bruce Allmächtig“ und seinem Scheitern.

Ob der Sammler der Weisheits-Worte auch Psalm 1 im Blick hat: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, er seine Frucht bring zu seiner Zeit und seine Blätter verwelken nicht.“ Es ist eine lebensdienliche Demut und Selbstbescheidung, die sich in die Ordnungen Gottes einfügt, die sich ihm anvertraut und nicht glaubt, dass sie Tag und Nacht auf dem Sprung sein muss, um die Welt zu retten. Vieleicht hilft es, wenn wir wieder singen lernen:

Nun, Brüder, eine gute Nacht, der Herr im hohen Himmel wacht!
In seiner Güten uns zu behüten ist er bedacht.
A. W. von Zuccalmaglio (1840)

Mir jedenfalls will es scheinen, dass manche Schlaflosigkeit darauf zurückzuführen ist, dass man/frau sich nicht aus der Hand geben kann, sich nicht der liebevollen Obhut Gottes anzuvertrauen in der Lage ist, weil Gott so unwirklich und weit weg erscheint. Auch darum wirbt die Weisheit Israels so eindringlich um Vertrauen, damit es zu einem neuen Gottvertrauen kommt.

Bewahre uns davor, alles besser wissen zu wollen, alles besser machen zu wollen. Bewahre uns vor dem Hochmut gegenüber den früheren Zeiten, die uns angeblich eingebrockt haben, wie es jetzt in der Welt aussieht. Gib uns den Mut und die Einsicht, dass wir in unseren Tagen ändern, was wir ändern können – in aller Demut und Bescheidenheit. Lass uns tun, was dran ist. Mehr forderst Du nicht von uns. Amen

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