Weicht, ihr Trauergeister

Philipper 4, 1 – 9

1 Also, meine lieben Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn, ihr Lieben. 2 Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn. 3 Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen. 4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. 8 Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht! 9 Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.

Unermüdlich: Freut euch. Der Ruf zum Glauben ist der Ruf in die Freude, kein Ruf zu einem Pflichtenkatalog. Am Anfang, in einer dunklen Nacht: „Freut euch, heute ist euch der Heiland geboren.“ In der Mitte des Glaubens: „Der schöne Ostertag, ihr Menschen kommt ins Helle.“ –  „O Freude über Freude.“ In der Mitte des Glaubens das Staunen über die Kraft Gottes, die den Tod zerbricht und das Lebens uns allen zugebracht hat.

Die Freude auch als die Antriebskraft zu einem anderen Handeln. Als Verlockung zur Sorglosigkeit. Als Einladung zu einem Überschwang, der sich nicht mit ein paar Brosamen zufrieden gibt, sondern der alles will – Leben und volle Genüge.

Manchmal frage ich mich, was im Lauf der Jahrtausende falsch gelaufen ist, dass von dieser überschwänglichen Freude des Glaubens in unseren Gemeinden oft so wenig zu sehen ist. Wir sind arbeitsfixiert geworden – Männerarbeit, Frauenarbeit, Jugendarbeit, Kinderarbeit – Gottesdienst ist nicht mehr Lust, sondern Pflicht. Es gibt Gottesdienstpflicht. Wo die nicht mehr in Kraft ist, bleiben die Bänke im Gottesdienst allzu häufig unter sich.

Was für eine Einladung: Teilt Freude aus. Alles, was gut ist, schön ist, was sich gut anfühlt, dem gebt Raum unter euch. Seid gut zueinander. Achtet einander, helft einander. Gebt einander Rückenwind. Und übt miteinander die Sorglosigkeit ein, die nicht mehr ängstlich auf das schaut, was fehlt, sondern sich freut an dem, was Gott schenken will und schenken wird. Es ist kein mühsamer Optimismus, der den Apostel treibt, es ist ein fröhliches Gottvertrauen, das ihn bestimmt und zu dem er uns bewegen will.

Weicht, ihr Trauergeister! denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben
lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

                                                J. Franck 1653, EG 396

Es ist Dein Ruf zur Freude, der uns gilt, mein Gott. Es ist Dein ruf, er uns helfen will, aus einer mühsamen Christlichkeit heraus zu finden, neu das Glück des Glaubens zu feiern. Es ist Deine Freude, die Du in unsere Herzen legen willst. Es ist die Kraft Deines Geistes, die uns davor bewahren will, uns in einer schwierigen Zeiten mit weniger zufrieden zu geben. Lehre Du uns das Trotzdem der Freude. Amen

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