Römer 15, 7 – 13
7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. 8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; 9 die Heiden aber sollen Gott die Ehre geben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« 10 Und wiederum heißt es: »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« 11 Und wiederum: »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preisen sollen ihn alle Völker!« 12 Und wiederum spricht Jesaja: »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais, und der wird aufstehen, zu herrschen über die Völker; auf den werden die Völker hoffen.« 13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Es ist leicht zu übersehen: Paulus schreibt an Leute, die sehr divers sind – nicht in ihren Vorstellungen über Sexualität und Geschlechteridentität, wohl aber in ihrer Herkunft. Die kulturellen Prägungen sind weit auseinander. Es gibt vermutlich jede Menge an Vor-Urteilen über die unterschiedlichen Herkünfte– die Juden, die Heiden. Die Neigung, aufeinander herabzublicken ist keine neuzeitliche Erfindung. Sie ist uralt – wie das Wort Barbaren zeigt – die keine Sprache haben, sondern nur unverständliches Brabrabar, blablabla.
Es ist gut, sich ehrlich zu machen, auch für uns heutige Lesende: Einander annehmen ist und bleibt eine Herausforderung. Weil wir immer irgendwie instinktiv auf der Suche danach sind, den anderen, die anderen uns anzupassen. Weil es die Neigung gibt, alle auf eine Linie zu bringen, meine Linie.
So weiß es die folgende Episode: „Ein evangelischer Pfarrer und ein katholischer Priester diskutieren über die richtige Ordnung, Gottesdienst zu feiern. Erstaunlicherweise kommen sie nicht zu einer übereinstimmenden Sicht. Bevor sie sich aber trennen, sucht der katholische Priester doch eine Weg zu einer friedlichen Einigung. Er sagt zu dem evangelischen Pfarrer: Nun gut, so dienen Sie dem Herrn auf Ihre Weise. Ich diene ihm auf seine Weise.“
Der Weg in der Gemeinde ist eindeutig, aber deshalb nicht weniger fordernd und herausfordernd: Einig werden im Lob Gottes – über alle Grenzen hinweg. Die einen, weil Gott schon lange für sie ihr Gott ist. Die anderen, weil sie Gott ganz neu als ihren Gott entdeckt haben. Sich verständigen, sich aneinander und miteinander freuen: „Groß ist unser Gott, Herr in Ewigkeit.“ Ob es ein Weg auch für uns Heutige sein kann: Weniger miteinander zu diskutieren über Gott und das richtige Denken und die richtige Lehre. Mehr ihn miteinander zu loben, ihn miteinander anzubeten.
Mein Gott, es ist meine schmerzhafte Erfahrung, dass ich manche Leute mag und andere nicht ausstehen kann. Ich bin nicht immer nett, nicht immer offen. Ich bleibe zurück hinter dem, wie Du es Dir von mir erhoffst. Aber Du gibst nicht auf, gibst mich nicht auf. Darum will ich von Dir lernen, niemand aufzugeben, niemand abzuschreiben. Auch die nicht, die mir zu schaffen machen. Gib mir, dass ich an Deiner Güte Maß nehme in meinem Alltag. Amen