Stark, Schwach – oder zweitrangig?

Römer15, 1 -6

1 Wir aber, die wir stark sind, sollen die Schwächen derer tragen, die nicht stark sind, und nicht Gefallen an uns selber haben. 2 Ein jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. 3 Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.« 4 Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. 5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, 6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.

In den Worten steckt eine Frage: Was hältst du von dir selbst? Bist du schwach oder fühlst du dich stark? Wenn du dich aber stark fühlst, dann ist das auch eine Verpflichtung. Nämlich austeigen aus dem vorteilhaften Vergleichen mit denen, die es nicht so drauf haben. Wenn schon vergleichen – dann Maßnehmen an Christus. Sich an ihm orientieren, von ihm lernen. Vor allem lernen, für andere dazu sein, ihnen zu guten Schritten zu helfen. Nicht durch Drängen und Fordern, sondern durch helfen und fördern. Das ist die Eigenart des Christus – er stellt sich auf die Seite derer, die geschmäht werden. Von denen es heißt: Die bringen es nicht. Die taugen nichts. Die sind hoffnungslose Fälle.  Das wird so zur Frage an uns: Wie halten wir es mit denen, die schwach sind, nicht leistungsstark, nicht immer dem Leben und seinen Aufgaben gewachsen.

Paulus greift gerne auf die Schriften zurück – gemeint sind die Schriften der Hebräischen Bibel, der Juden. In ihnen ist zu finden, was wir bis heute nötig haben: Ermutigung, Trost, Ruf zur Geduld,  Lehre, wie Gott zu uns steht und wie  das Leben ist. Aus diesen Schriften findet der Apostel auch, was er der Gemeinde ins Stammbuch schreibt: Geht ordentlich miteinander um. Übt ein Leben ein, das vom Geist Christi geleitet wird – Leben in Achtung füreinander und in der Sorgfalt, die dem anderen zur Seite steht. Wo es in der Gemeinde so zugeht, da gewinnt sie Strahlkraft, da wird sie Menschen anziehen. Ist das ein Rezept gegen die massenhafte Abkehr von Kirche und Glauben? 

Es ist ein Gedanke, der mich lebenslang begleitet: Es geht in der Gemeinde um das Gewonnen des Zutrauens zum biblischen Wort. In jedem Haus in Deutschland steht eine Bibel – sie ist der ungelesene Bestseller und auch deshalb ist in unserem Volk so viel Bangigkeit, so wenig Zuversicht. Ob wir Pfarrer und Pfarrerinnen der Gemeinde vorleben können, dürfen müssen, dass das Wort Trost in der Nacht ist, dass es Hoffnung und Zuversicht bringt. Dass es uns Hoffen lehrt. Das ist, so glaube ich, unsere vornehmste Aufgabe.

Mein Gott, ich singe es gern und es berührt mich: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht; es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“ Das ist meine Gewissheit, auch meine Erfahrung durch Jahre hin. Dafür danke ich Dir, mein Gott, dass du so Dein Wort in mein Leben hinein geschenkt hast. Immer wieder erhofft und unverhofft. Amen

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