Sieh nicht an, was du selber bist

Römer 6, 1 – 11

1 Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? 2 Das sei ferne! Wir sind doch der Sünde gestorben. Wie können wir noch in ihr leben? 3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus.

Der Sünde gestorben, ins Leben gerufen. Die Taufe macht´s. Dann ist ja alles gut. Es ist so verführerisch, aus der Gnade einen Freibrief zu machen. Dann fällt ja nicht mehr ins Gewicht, was ich lebe, wie ich lebe. Dann sind ja alle meine Taten doch nur Bagatellen. Mückenschiss. Wer so denkt, denkt zu kurz. Die Wende Gottes zielt darauf, dass es in unserem Leben zu einer Wende kommt. Weg von der Selbstsucht, weg vom Eigensinn, weg von der Sünde, die oft so verlockend erscheint. Hin zu einem Leben, das der Güte Gottes zu entsprechen sucht. Hin zu einem Leben, das die Freiheit von der Sünde nicht nur im Mund führt, sondern in Tat und Wahrheit zu verwirklichen sucht. Scheitern inbegriffen. Das Startsignal für dieses freie Leben ist die Taufe. So denkt Paulus. Sie darf nicht folgenlos bleiben, sondern sie ist der Auslöser für eine neue, im wahrsten Sinn des Wortes alternative Lebenspraxis. Es ist schon ein merkwürdiger Vorgang, dass dieses Wort alternatus – von neuem, von oben geboren – uns in den Kirchen weithin als Leitmotiv verloren gegangen ist. Wenn wir es wiedergewinnen können, dann wird  vielleicht auch aus einem weithin entleerten und unverstandenen Ritus am Lebensanfang wieder das Startsignal zu einem bewussten Leben in der Spur des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. 

Einmal mehr staune ich über die Kühnheit im Denken und Glauben des Paulus. Euer Leben jetzt, heute, hier in dieser Welt ist davon bestimmt: Ihr habt den Tod hinter euch und das Leben mit Gott vor euch als die Wirklichkeit aller Tage. Schreibt Paulus an Leute, die er nicht kennt, oder und doch nur allzu gut kennt. Über deren Schwächen er sich nichts vormacht. Deren Konflikte in der Gemeinde ihm kaum ganz unbekannt sind. Von denen er weiß, dass sie mancher Bedrängnis ausgesetzt sein werden. Angefochten. Von Zweifeln geplagt. Und doch: Seht euch an als Leute, die Gott in Christus Jesus leben.

            Sieh nicht an, was du selber bist in deiner Schuld und Schwäche.

            Sieh den an, der gekommen ist, damit er für dich spreche.

            Sieh an, was dir heut widerfährt, heut, da dein Heiland eingekehrt,

            dich wieder heimzubringen auf adlerstarken Schwingen.

            Sieh nicht, wie arm du Sünder bist, der du dich selbst beraubest.

            Sieh auf den Helfer Jesus Christ! Und wenn du ihm nur glaubest,

            dass nichts als sein Erbarmen frommt und dass er dich zu retten kommt,

            darfst du der Schuld vergessen, sei sie auch unermessen.               J. Klepper 1938

Danke, mein Gott, dass ich nicht festhängen muss an mir. Dass ich nicht glauben muss, ich müsse ich am eigenen Schopf aus dem Sumpf des Lebens ziehen, mich selbst erlösen. Danke, dass ich mich Dir anvertrauen darf, der Du mein Erlöser sein willst und es auch bist. Du Hast alles getan damit ich frei bin. Lass mich doch darin Halt und Zuflucht finden, auch dann, wenn mich alte Ängste quälen wollen. Sie haben ihren Grund verloren. Amen

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert