Rangskala unter den Kindern?

1. Mose 42, 29 – 38

29 Als sie nun heimkamen zu ihrem Vater Jakob ins Land Kanaan, sagten sie ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen: 30 Der Mann, der im Lande Herr ist, redete hart mit uns und hielt uns für Kundschafter. 31 Und wir antworteten ihm: Wir sind redlich, wir sind keine Kundschafter, 32 sondern zwölf Brüder, unseres Vaters Söhne; der eine ist nicht mehr, und der jüngste ist noch bei unserm Vater im Lande Kanaan. 33 Da sprach der Herr im Lande zu uns: Daran will ich merken, ob ihr redlich seid: Einen eurer Brüder lasst bei mir und nehmt für eure Häuser, wie viel ihr bedürft, und zieht hin 34 und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, so merke ich, dass ihr nicht Kundschafter, sondern redlich seid; dann will ich euch auch euren Bruder wiedergeben und ihr mögt im Lande Handel treiben. 35 Und als sie die Säcke ausschütteten, fand ein jeder seinen Beutel Geld in seinem Sack. Und als sie sahen, dass es die Beutel mit ihrem Geld waren, erschraken sie samt ihrem Vater. 36 Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder! Josef ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; es geht alles über mich. 37 Ruben antwortete seinem Vater und sprach: Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, so töte meine zwei Söhne. Gib ihn nur in meine Hand, ich will ihn dir wiederbringen. 38 Er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen; denn sein Bruder ist tot, und er ist allein übrig geblieben. Wenn ihm ein Unfall auf dem Wege begegnete, den ihr reist, würdet ihr meine grauen Haare mit Herzeleid hinunter zu den Toten bringen.

Reisebericht vor dem Vater. Die Reise war erfolgreich, immerhin haben sie Getreide mitgebracht, das dem Hunger wehrt.  Aber über diesen Reisebericht liegt ein dunkler Schatten. Simeon ist als eine Art Geisel in Ägypten zurück geblieben. Und der Mann, mit dem sie zu verhandeln hatten, hat sich hart erwiesen, sie beschuldigt, Kundschafter zu sein – für wen auch immer.

Darüber hinaus die weitere Verunsicherung: als sie die Säcke leeren, finden sie jeder seinen Beutel mit dem Geld, das sie bezahlt haben. Unerklärlich. Was geht da vor? Der schrecken greift nach allen, den Brüdern und dem Vater, Jakob. Der fängt eine Klage an, fast schon eine Totenklage. Ihr beraubt mich meiner Kinder! Wie muss das in en Ohren der Brüder klingen, an ihre Seele pochen. Zählt denn gar nicht, dass sie vor ihm stehen? 

Einmal mehr ist es Ruben, der einen Vorschlag unterbreitet. Er will bürgen für Benjamin, den der harte Mann in Ägypten als Beweis ihrer Redlichkeit gefordert hat. Bürgen mit dem Leben seiner eigenen Söhne, der Enkel Jakobs. Aber Jakob will nicht. Es ist ihm zu gefährlich, diesen Bruder Josefs, den er schon verloren hat, auf die lange Reise zu schicken. Lieber sterben. Der Plan Rubens scheitert, diesmal am Widerstand des Vaters.

Immer noch schimmert es zwischen den Zeilen durch: Die Söhne der Rahel sind Jakob näher als die Söhne Leas und ihrer Nebenfrauen. Es ist erschreckend – es gibt eine Skala der Wertigkeit unter den eigenen Kindern. Das zu spüren heißt sich selbst in Frage zu stellen: wie ist das bei dir selbst, mit Distanz und Nähe, mit Vorliebe und Nachordnung?  Es ist ja nicht damit getan, sich gebetsmühlenartig vorzusagen: Sie sind mir alle gleich lieb. Das Verhalten, wenn es um die Kinder geht, spricht eine eigene Sprache.

Wenn das Herz gegen den Verstand steht, mein Gott, geraten wir in Fallstricke. Wenn das Herz plötzlich nicht mitspielt bei dem, was nötig ist, gehen Wege zu. Du, unser Gott, hast uns das Herz gegeben, so wie es ist, ein wildes, manchmal verzagtes, manchmal trotziges Herz. Du, unser Gott, musst uns helfen, die Balance zu finden zwischen der Unvernunft des Herzens und der Vernunft, die sich gegen das Herz zu stellen droht. Leite du unsere Hrzen durch Deinen Geist. Amen 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert