Römer 13, 1 – 7
1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen. 3 Denn die Gewalt haben, muss man nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.
Verblüffend. Diese Sätze zur Achtung der Obrigkeit schreibt der Apostel, der unter Übergriffen der Obrigkeit mehr als einmal zu leiden hat – in Philippi, in Thessalonich, in Ephesus und nicht zuletzt später unter römischen Statthaltern wie Felix und Festus. Was man als Lesende wohl ausschließen kann, ist, dass Paulus sich bei der römischen Obrigkeit einschmeicheln will. Die wird diesen Brief und diese Passage kaum zur Kenntnis genommen haben.
Umso mehr ist sie in späteren Zeiten beachtet worden. Sie hat dazu geholfen, Christen und Christinnen „obrigkeitshörig“ agieren zu lassen. Sie hat dazu geführt, dass es in Kirchen eher selten zu kritischen Anmerkungen zum Handeln von Kaisern und Königen gekommen ist. Erst seit es Demokratien gibt, haben Kirchen auch ihr Kritik-Potential in Richtung Obrigkeit zunehmend entdeckt. Diese Langzeitwirkung allerdings wird man Paulus nicht anlasten dürfen. Sein Anliegen ist einfach, aber klar: Weil die Christen Bürgerrecht im Reich Gottes haben, steht die Frage des Verhaltens dem Staat gegenüber an. Wie sich da verhalten?
Sein Rat: Es geht nicht um aufstand, es geht auch nicht um ein Ausbrechen aus dem, was normales Verhalten ist. Paulus fordert im Grunde immer auf dem Hintergrund seines Denkens als Jude. Da ist er in Sachen Sexualmoral enger als die laxen Griechen und Römer. Sonst ist er häufig genug nahe bei den moralischen Forderungen seiner Zeit: Nicht stehlen, nicht lügen, nicht betrügen. Das alles ist nicht revolutionär.
Was er wohl nicht denken kann – Leben ohne jede Ordnung. Leben ohne jeder Regel. Seine Regeln für das Leben aber sieht er nicht im offenen Konflikt zu den staatlichen Regeln – Ausnahme wäre vermutlich die Forderung der Anbetung des Kaisers. Aber im normalen, alltäglichen Miteinander hat Paulus keine christliche Sonderethik im Sinn.
Mein Gott, danke für alle Ordnung, die dem Leben dient. Danke für alle Ordnung, die uns den Raum für eigene Wege offen hält. Danke für all, die sich darum mühen, dass es gerecht zugeht, dass nicht Macht gleich Recht ist und Ohnmacht gleich Niederlage. Danke, dass wir uns nicht anpassen müssen, nicht einschleimen müssen, um zu unserem Recht zu kommen. Danke, dass in unserem Land niemand mit der Todesstrafe bedroht wird. Gib du denen, die unser Regierung sind, gute Gedanken und uns, die wir nicht regieren, den Willen, an unserem Ort für das wohl der Gemeinschaft einzustehen. Amen