Not kennt kein Gebot

1. Mose 43, 1 – 14

1 Die Hungersnot aber drückte das Land. 2 Und als verzehrt war, was sie an Getreide aus Ägypten gebracht hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Getreide. 3 Da antwortete ihm Juda und sprach: Der Mann schärfte uns das hart ein und sprach: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch. 4 Willst du nun unsern Bruder mit uns senden, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen. 5 Willst du ihn aber nicht senden, so ziehen wir nicht hinab. Denn der Mann hat zu uns gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, euer Bruder sei denn mit euch. 6 Israel sprach: Warum habt ihr so übel an mir getan, dass ihr dem Mann sagtet, dass ihr noch einen Bruder habt? 7 Sie antworteten: Der Mann forschte so genau nach uns und unserer Verwandtschaft und sprach: Lebt euer Vater noch? Habt ihr auch noch einen Bruder? Da antworteten wir ihm, wie er uns fragte. Wie konnten wir wissen, dass er sagen würde: Bringt euren Bruder mit herab? 8 Da sprach Juda zu Israel, seinem Vater: Lass den Knaben mit mir ziehen, dass wir uns aufmachen und reisen und leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder. 9 Ich will Bürge für ihn sein; von meiner Hand sollst du ihn fordern. Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und vor deine Augen stelle, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen. 10 Denn wenn wir nicht gezögert hätten, wären wir wohl schon zweimal wiedergekommen. 11 Da sprach Israel, ihr Vater, zu ihnen: Wenn es denn so ist, wohlan, so tut’s und nehmt von des Landes besten Früchten in eure Säcke und bringt dem Manne Geschenke hinab, ein wenig Balsam und Honig, Harz und Myrrhe, Pistazien und Mandeln. 12 Nehmt auch doppelt so viel Geld mit euch. Das Geld, das ihr obenauf in euren Säcken wiederbekommen habt, bringt wieder hin. Vielleicht ist da ein Irrtum geschehen. 13 Dazu nehmt euren Bruder, macht euch auf und geht wieder zu dem Manne. 14 Aber der allmächtige Gott gebe euch Barmherzigkeit vor dem Manne, dass er mit euch ziehen lasse euren andern Bruder und Benjamin. Ich aber muss sein wie einer, der seiner Kinder ganz und gar beraubt ist.

Es ist eine zähe Verhandlung zwischen Jakob und seinen Söhnen. Diesmal hat Juda den älteren Bruder Ruben als Verhandlungsführer abgelöst. Warum es zu diesem Wechsel kommt, wird nicht erklärt. Die Not ist so bedrängend geworden, dass Jakob dabei ist, seinen Widerstand gegen eine erneute Reise der Söhne nach Ägypten aufzugeben. Seine Anweisung allerdings negiert, was ihm schon Ruben als Forderung des Mannes in Ägypten mitgeteilt hatte: Sie sollen ihren Bruder mitbringen. Diese Forderung bringt nun auch Juda wieder zur Sprache.

Es klingt seltsam, wenn Jakob sagt: Warum habt ihr das überhaupt gesagt, dass da noch ein Bruder ist? Hätten sie geschwiegen, gäbe es diese Forderung nicht. Juda erwidert: Wir sind peinlich genau befragt worden und haben uns nichts dabei gedacht, bei der Wahrheit zu bleiben. Vermutlich müsste man im Gegenteil sagen: Sie waren so eingeschüchtert, dass sie sich nicht trauten, irgendetwas zu verschleiern. 

Es ist ein Vorwurf, der an Jakob geht: Wir könnten schon wieder hier sein, wenn du uns nicht die Reise verboten hättest. Schlußendlich gibt Jakob nach. Und sagt, was viele sagen, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht: Der allmächtige Gott gebe euch Barmherzigkeit. Not lehrt beten. Es wird Gottes Sache sein, diesen Mann in Ägypten dazu zu bewegen, barmherzig zu sein.

Gleichwohl soll nichts unversucht bleiben, den Mann freundlich zu stimmen – darum Geschenke, die bei ihm gut ankommen könnten. Für empfindliche Gemüter grenzt diese Mitnahme an Geschenken hart an den Versuch der Korruption. Aber ohne solche Beziehungspflege geht.

Wenn es denn sein muss. So sagt unsereiner, wenn er sich in unabwendbare Schritte fügen muss.  Wenn die Not vorschreibt, was zu tun ist.  Gib Du, unser Gott, uns die Einsicht, das Notwendige zu tun und uns nicht zu verweigern. Gib Du uns auch die Zuversicht, dass wir zu solchen Wegen nicht nur gegen unseren Willen gezwungen werden, sondern dass in ihnen auch etwas gut werden kann. Amen

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