Mehr als nur ein Briefanfang

Römer 1, 1 – 7

1 Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes, 2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, 3 von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, 4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn. 5 Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden, 6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus. 7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Was hören wir zu Beginn: Erwählungsbewusstsein. Selbstbewusstsein? Oder doch nur schlichte Absenderangabe? Es ist ein Briefanfang, wie viele Briefe anfangen. Eine Mischung aus Demut und Klarheit: Der Schreiber weiß, wer er ist: Ein Mensch mit einem Auftrag. Aber: Keine Ich-AG. Keiner, der sich selbst gehört. Es ist fast ein wenig provokativ: Knecht Christi Jesu –Sklave: Nicht: Ich bin so frei. Sondern: Ich gehöre einem anderen, ihm, mit der doppelten Herkunft – menschlich gesehen aus der alten Königs-Sippe mit ihren Verheißungen, und dazu noch von Gott selbst eingesetzt und bestätigt als Sohn. 

Es ist mir wichtig: Dieser Brief ist ein Brief an normale Menschen in einer – vermutlich – nicht allzu großen Gemeinde. Er ist kein Brief an Theologie-Professoren. Paulus geht davon aus: Sie werden in Rom verstehen, was ich schreibe und worum es mir geht. Wir haben eine gemeinsame Basis, auf die ich mich beziehen kann. Ich sage ihnen nur, was sie selbst glauben, worauf sie vertrauen. Also gilt auch heute: Normale Christenmenschen können diesen Brief verstehen!

Wenn das stimmt, dann ist dieser Brief nicht einfach nur ein Lehrschreiben. Er ist vielmehr ein Versuch, die gemeinsame Sicht des Glaubens zu klären. Es ist der Versuch, den Predigten seitdem unermüdlich wiederholen – eine Beitrag zu leisten zur Vergewisserung des Glaubens in einer Welt, die dem Glauben an Jesus Christus als dem Heilsangebot Gottes gegenüber skeptisch ist. Religion – ja. Gerne Aber Glaube, noch dazu Glauben an einen Gottessohn, der sich ganz ohne großen Glanz und äußere Macht durch die Welt bewegt? Das ist viel Zumutung an die Vernunft.

Als wäre es nicht schon genug Provokation, setzt Paulus noch eins drauf: Es geht um Gehorsam des Glaubens. Um ein sich Einfügen in eine Spur, die nichts hat als die Erzählung der ersten Zeugen. Die keine anderen Argumente anzubieten hat als: Wir wissen uns gerufen. Wir wissen uns geliebt. Wir wissen uns in seine Spur gestellt.

Man kann es leicht übersehen, weil diese Texte inzwischen ein wenig „heilig gesprochen“ sind. Für die skeptische Vernunft eines Menschen, der auf Fakten, Fakten, Fakten setzt, ist das, was Paulus anzubieten hat, ausgesprochen dürftig als Basis. Für die Erst-Lesenden in Rom und die Neu-Lesenden heute allerdings ist es die Erinnerung an die eigene Glaubensgewissheit.

Was es braucht, zum Verstehen, zum Zustimmen, zur Erbauung: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Man könnte salopp sagen: Offene Augen des Herzens. Geöffnet durch Gottes guten Geist.  

Mein Gott, ich danke Dir, dass wir uns über unseren Glauben miteinander austauschen und verständig können. Ich danke Dir, dass das Gespräch über den Glauben uns in unserem Vertrauen zu Dir stärken kann. Ich danke dir, dass wir über die Zeiten hinweg uns den Worten des Paulus öffnen können und sie uns helfen, mehr Klarheit zu gewinnen. Ich danke Dir, dass der Weg Deines Evangeliums zu uns nicht zu Ende ist, sondern jeden Tag neu offen steht. Amen 

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