Lernfeld Familie

1. Mose 27,41 – 28,9

41 Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen. 42 Da wurden Rebekka angesagt diese Worte ihres älteren Sohnes Esau. Und sie schickte hin und ließ Jakob, ihren jüngeren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau will sich rächen und dich umbringen. 43 Und nun höre auf mich, mein Sohn: Mach dich auf und flieh zu meinem Bruder Laban nach Haran 44 und bleib eine Weile bei ihm, bis sich der Grimm deines Bruders legt 45 und bis sein Zorn wider dich sich von dir wendet und er vergisst, was du ihm getan hast; dann will ich schicken und dich von dort holen lassen. Warum sollte ich euer beider beraubt werden auf einen Tag? 46 Und Rebekka sprach zu Isaak: Mich verdrießt zu leben wegen der Hetiterinnen. Wenn Jakob eine Frau nimmt von den Hetiterinnen wie diese, eine von den Töchtern des Landes, was soll mir das Leben?28, 1 Da rief Isaak seinen Sohn Jakob und segnete ihn und gebot ihm und sprach zu ihm: Nimm dir nicht eine Frau von den Töchtern Kanaans, 2 sondern mach dich auf und zieh nach Paddan-Aram zum Hause Betuëls, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter. 3 Und der allmächtige Gott segne dich und mache dich fruchtbar und mehre dich, dass du werdest eine Menge von Völkern, 4 und gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinen Nachkommen mit dir, dass du besitzest das Land, darin du jetzt ein Fremdling bist, das Gott dem Abraham gegeben hat. 5 So entließ Isaak den Jakob, dass er nach Paddan-Aram zog zu Laban, dem Sohn des Aramäers Betuël, dem Bruder Rebekkas, Jakobs und Esaus Mutter. 6 Nun sah Esau, dass Isaak Jakob gesegnet und nach Paddan-Aram entlassen hatte, um sich dort eine Frau zu nehmen; er hatte ihn nämlich gesegnet und ihm geboten: Du sollst dir keine Frau nehmen von den Töchtern Kanaans. 7 Und Jakob hörte auf seinen Vater und seine Mutter und ging nach Paddan-Aram. 8 Esau aber sah, dass die Töchter Kanaans seinem Vater Isaak missfielen. 9 Da ging er hin zu Ismael und nahm zu den Frauen, die er bereits hatte, Mahalat, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajots, zur Frau.

Es sind turbulente Tage im Haus Isaak, Tage voll widersprüchlicher Gefühle und Aktionen. Da ist die Wut des betrogenen Esau, der ich mühsam zum Abwarten zwingen muss. Da ist die Sorge der Rebekka, die einmal mehr alles mitbekommt und entsprechend Maßnahmen treffen muss. Sie muss Jakob aus der Reichweite der Waffen seines Bruders entfernen. Aber das geht nicht einfach so. Der blinde Patriarch Isaak muss den Reiseauftrag an seinen Sohn Jakob erteilen. Aber herbeigeführt wird dieser Reiseauftrag durch die geschickte Mutter. Sie bedient sich der Ressentiments auch des Isaak gegen die Hetiterinnen. Es ist ein erkennbarer Abstand zwischen der eingewanderten Sippe Abrahams aus Mesopotamien und den Einwohnern Kanaans. Es leuchtet Isaak sofort ein – die Wahl einer Frau aus der Verwandtschaft ist besser für die Reinheit der Sippe. Darum stimmt der alte Mann dem Vorschlag seiner Frau ohne Umstande, aber mit seinem Segen über Jakob zu.

Darf man, aus der Perspektive der heute Lesenden hinter dem Geschehen auch handfest Vorurteile diagnostizieren, womöglich sogar rassistische Überlegenheitsgefühle? Es ist uns fremd, so über biblische Texte zu denken. Aber sie sind aufgeschrieben in Zeiten, die weit entfernt waren von unseren „aufgeklärten“ Sichtweisen, von unser Denke: „Alle Menschen sind gleich., die sich oft genug im Alltag als wenig wirklichkeitsnah erweist.

Einmal mehr wird der Kontrast gemalt: Hier der brave Jakob, der sich den Plänen der Eltern gewissermaßen anstandslos fügt, nicht zuletzt, weil er weiß, dass er so der verständlichen Rachsucht seine Bruders ausweichen kann. Auf der anderen Seite Esau, der sich als widerspenstig erweist und, aus seiner Enttäuschung heraus wegen des versäumten und verweigerten Segens nun seinen Eltern zum Trotz sich seine Frauen sucht – unter anderem aus der Nebenlinie Abrahams, aus den Ismael-Nachkommen. Kein Zweifel, nicht nur die Eltern, auch der Erzähler missbilligt diese Handlungsweise Esaus.

Zum Eheleben Esaus: Es gehört zur Klugheit heutiger Eltern, dass sie sich in das Liebesleben ihrer Kinder nicht mehr einmischen. Dass sie zu lernen suchen, die jeweilige Partnerwahl zu akzeptieren, ob sie den eigenen Vorstellungen nun entspricht oder nicht. Der elterliche Weitblick reicht nicht immer sonderlich weit. Ob etwas aus der Lösung wird, die wir Kindern oder Enkeln ans Herz legen, haben wir nicht in der Hand. Wir sitzen nicht am Regiepult der nachfolgenden Generationen. Vielleicht können wir versuchen, die Menge der Stolpersteine für sie zu begrenzen, möglicherweise zu minimieren, jedenfalls nicht erhöhen.  

Danke, Du Heiliger Gott, dass Du uns aus mancher Enge altehrwürdiger Werte und des traditionellen Denkens herauslockst. Du mutest uns zu, Menschen nicht darauf zu reduzieren, dass sie sind wie wir, dass ihre Herkunft unserer Herkunft gleicht. Du mutest uns zu, sie als Menschen zu sehen, anders wie wir selbst, aber eben Menschen. Du mutest uns auch zu, das Konfliktpotential in unseren Familien nüchtern wahrzunehmen und uns auf die Suche nach einem friedlichen Umgang zu machen, der allen genug Raum zum Leben lässt. Danke, dass wir auch vom seltsamen Beispiel der Isaak-Familie lernen dürfen, auch, wie es bei uns nicht sein sollte. Amen

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert