Jesus – Fluchtpunkt der Hoffnungen

Matthäus 4, 23 – 25

. 23 Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. 24 Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund. 25 Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den Zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans.

Keine Einzelheiten. Es wirkt wie eine Pressemeldung, kurz, knapp. Das Wichtigste: Jesus ist nahe bei den Menschen. Nahbar für die Menschen. Mittendrin und nicht nur dabei. Da ist kein Abstand, da sind keine Security-Leute, die abschirmen. Ein erreichbarer Jesus. Einer, der sich der Menschen annimmt, in der Vielfalt ihrer Leiden. Der sie therapiert (so wörtlich im Griechischen), ganz ohne Wartezeit und Praxisgebühren.  

Uns heute laufen die Leute weg. Scharen weise. In diesen Zeiten, in denen der Exodus aus den Kirchen ein unaufhörlicher Strom zu werden scheint, lesen sich diese Worte nicht ohne Schmerzen. Ich lese als Fragen an uns, an mich: Laufen sie weg, weil sie nichts mehr von den Kirchen erwarten? Weil wir keine Botschaft vom Reich mehr sagen, sondern nur noch Kommentare zum Zeitgeschehen liefern, Die aber sind auswechselbar, nur eine weiter Stimme in der Kakophonie der Zeit. Seit Jahren treibt mich die Frage ob, ob Menschen auf Distanz zu Kirche gehen, weil wir, die Kirchen – wer immer das ist – längst auf Distanz zu ihnen gegangen sind. Zurückgezogen hinter Mauern aus Tradition, Sprachverhalten, Lehrformel, die manchen längst wie Leerformeln erscheinen.  

Jesus sticht aus der Menge der Prediger damals heraus, weil er das Reich ansagt, in das Gott seine Menschen sammelt. Weil er das Reich ansagt, in dem Menschen wieder auf die Füße kommen, in den sie heil werden an Leib, Seele und Geist. Er sagt es an und er richtet es auf – hier und da, an dieser und jenem. Er heilt und redet nicht nur davon, dass es gilt, heil, ganz zu werden. Er ist bei den Menschen und hat nicht nur den Slogan: „Nahe bei den Menschen.“ Er ist da, für die, die längst abgeschrieben sind, verlorene Seelen, Besessene, Mondsüchtige.

Ist das nur der Zauber des Anfangs, damals, nur noch wehmütige Erinnerung an die Zeiten, in denen das Evangelium konkurrenzlos war – kein Internet, keine sozialen Medien, keine Festfolge ohne Ende? Oder machen wir uns etwas vor, wenn wir Jesus gewissermaßen auf leere Bühne sehen, damals in Galiläa? Konkurrenzlos als Heiler und Helfer. Es gibt auch damals keinen Mangel an lauten Stimmen, die um Aufmerksamkeit werben, an Ereignissen, die in ihren Bann ziehen, an Versprechen für ein besseres Leben.

Was also macht es, dass er zum Fluchtpunkt so vieler Hoffnungen werden kann? Äußerlich unterscheidet ihn nichts von den Zeitgenossen. Kein Nimbus, kein Heiligenschein.  Nur: ein Hoffnungsträger und Hoffnungsbringer. Es wird sich zeigen müssen, im Lauf des Weges bei jedem Einzelnen/jeder Einzelnen, ob er nur mitgelaufen ist, einem Event aufgesessen ist oder ob da in der Begegnung mit Jesus für ihn/sie mehr wird, ein Weg, der das Leben wandelt und prägt. 

Jesus, was für ein Bild: Getümmel um Dich herum. Ausgestreckte Hände, suchende Augen, Hilferufe: Erbarme Dich meiner. Und heute? Die Bänke in den Kirchen strecken keine Hände nach Dir aus, sie rufen Dich nicht. Rufen wir Dich nicht mehr, weil wir glauben, dass wir es auch so irgendwie packen werden? Es gibt doch Hilfe, Ärzte, Therapeuten, Zuspruch am Morgen und am Abend. Gib Du, dass ich nie aufhöre, mich Dir hinzuhalten, Deine Nähe zu suchen, Dein Erbarmen zu erbitten. Amen 

Mit dem 14. Juli werde ich meine Beiträge auf dem Blog beenden. Zehn Jahre sind genug. Ich danke allen, die es mit meinen Texten gut gemeint haben. Ich wollte immer nur zu eigenem Nachdenken anregen, Rechthaberei ist mir eher fremd. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern Freude am Glauben und Gottes Geist.

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