Römer 8, 31 – 39
31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. 34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Paulus weiß: Es gibt eine Menge Menschen, die gegen uns sind. Nicht nur in Rom, sondern überall. Heiden halten uns Christen für Atheisten, weil wir nicht im Tempel opfern. Juden halten uns für Spinner, weil wir nicht mehr auf den kommenden Messias warten, sondern sagen: Er ist gekommen. Städtische Behörden halten uns für Unruhestifter, weil es öfters einmal zu Tumulten kommt, da, wo wir predigen. Und manchen sind wir einfach unheimlich, weil wir so rigoros unseren Vorstellungen folgen.
Auch darüber ist sich Paulus im Klaren: Wenn unsere Leute in Rom um sich schauen, sehen sie Tempel über Tempel, Götterstatuen in massen, aber keine Kirchen, keine Buchläden mit Bibeln, keine an der Kleidung erkennbaren Priester. Den Startvorteil des christlichen Glaubens, den wir heutzutage vermuten – allein am Start, in Monopolstellung – gibt es nur in der Phantasie. Was es gibt, ist da Kopfschütteln – ein Gott, der sich aus der Welt drängen lässt, in die Ohnmacht, das ist doch totaler Unsinn.
Diesem Wissen aus seiner Lebenserfahrung stellt Paulus seine Gewissheit entgegen: Auf der Seite Gottes ist gut sein. Erst recht, wenn es so ist, dass er sich uns zur Seite gestellt hat. Gott hat uns auf seine Seite gezogen – gegen allen Widerspruch, gegen alle Vernunft. Es ist Gottes Tat, Gottes Weg, der Gewissheit erzeugt. Worüber alle Welt nur den Kopf schütteln kann, das ist für Paulus der Haftpunkt schlechthin: Am Kreuz zeigt uns Gott seine Liebe. In der Hingabe am Kreuz zeigt er uns, dass wir ihm alles wert sind. Ausgerechnet am Schandmal des Kreuzes!
Weil Jesus diesen Weg in die tiefsten Tiefen gegangen ist, bis in die Hölle der Gottesferne, hat er uns den Weg in den Himmel geöffnet und niemand kann ihn mehr zuschließen. Das sieht Paulus, wenn er auf Jesus sieht. Das sieht er, wenn er sich den Gekreuzigten vor Augen stellt. Darum malt er seinen Gemeinden auch nichts anderes als Jesus den gekreuzigten und auferstandenen Christus vor Augen.
Sätze zum Auswendiglernen, damit sie tief ins Herz hinein verankert werden: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Ja, Christen werden fertig gemacht, vorgeführt, abgeführt, hingerichtet. Das Leben geht mit ihnen nicht freundlicher um wie mit allen anderen. Aber alles Leiden der Zeit ist umgegriffen und aufgehoben in der Liebe Christi. Deshalb ist das Leiden nicht weg aus dem Leben! Aber es hat keine vernichtende Kraft mehr, weil die Liebe Christi schon durch diese Leiden hindurchgedrungen ist und sie so von innen her aufgebrochen hat. Würde der Halt unseres Lebens an unserer Gläubigkeit hängen – die ganze Geschichte sähe anders aus. Nun ist es jedoch Gott sei Dank andersherum. Alles hängt an Christus. In ihm schenkt Gott alles – das ganze Heil. In eine Welt voller Wunden. In Leben voller Schmerzen.
Daran hänge ich, daran halte ich mich – an der Liebe, die ich vor Augen habe, wenn ich auf Dich schaue, den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Dafür danke ich Dir, mein Gott, dass Du uns so Deine Liebe sehen lässt, die sich hingibt, bis zum Äußersten. Dass Du uns in unsere Zweifel und Ängste Gewissheit schenkst, weil du Dich festgelegt hast und nicht beirren lässt in Deiner Güte und Vergebung. Das glaube ich, dass Dein Letztes Wort über uns, mich und die Welt das Wort Deiner Gnade sein wird. Amen