Gesegnete Menschen

1. Mose 49,1 – 28

1 Und Jakob rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, dass ich euch verkünde, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten. 2 Kommt zuhauf und hört zu, ihr Söhne Jakobs, und hört euren Vater Israel. 3 Ruben, mein erster Sohn bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, der Oberste in der Würde und der Oberste in der Macht. 4 Du walltest auf wie Wasser. Du sollst nicht der Oberste bleiben, denn du bist auf deines Vaters Lager gestiegen, daselbst hast du mein Bett entweiht, das du bestiegst. 5 Die Brüder Simeon und Levi, ihre Schwerter sind mörderische Waffen. 6 Meine Seele komme nicht in ihren Rat, und meine Ehre sei nicht in ihrer Versammlung; denn in ihrem Zorn haben sie Männer gemordet, und in ihrem Mutwillen haben sie Stiere gelähmt. 7 Verflucht sei ihr Zorn, dass er so heftig ist, und ihr Grimm, dass er so grausam ist. Ich will sie versprengen in Jakob und zerstreuen in Israel. 8 Juda, du bist’s! Dich werden deine Brüder preisen. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Nacken sein, vor dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen. 9 Juda ist ein junger Löwe. Du bist hochgekommen, mein Sohn, vom Raube. Wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin sich gelagert. Wer will ihn aufstören? 10 Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der komme, dem es gehört, und ihm werden die Völker anhangen. 11 Er wird seinen Esel an den Weinstock binden und seiner Eselin Füllen an die edle Rebe. Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut. 12 Seine Augen sind dunkler als Wein und seine Zähne weißer als Milch. 13 Sebulon wird am Gestade des Meeres wohnen und am Gestade der Schiffe und reichen bis Sidon. 14 Issachar wird ein knochiger Esel sein und sich lagern zwischen den Sattelkörben: 15 Er sah die Ruhe, dass sie gut ist, und das Land, dass es lieblich ist; da hat er seine Schultern geneigt, zu tragen, und ist ein fronpflichtiger Knecht geworden. 16 Dan wird Richter sein in seinem Volk wie nur irgendein Stamm in Israel. 17 Dan wird eine Schlange werden auf dem Wege und eine Otter auf dem Steige und das Pferd in die Fersen beißen, dass sein Reiter zurückfalle. 18 HERR, ich warte auf dein Heil! 19 Gad wird gedrängt werden von Kriegshaufen, er aber drängt ihnen nach auf der Ferse. 20 Assers Brot wird fett sein, und er wird leckere Speise wie für Könige geben. 21 Naftali ist eine flüchtige Hirschkuh, er gibt schöne Rede. 22 Ein junger Fruchtbaum ist Josef, ein junger Fruchtbaum an einer Quelle, dessen Zweige emporsteigen über die Mauer. 23 Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen und gegen ihn kämpfen und ihm nachstellen, 24 so bleibt doch sein Bogen fest und seine Arme und Hände stark durch den Mächtigen in Jakob. Von dort kommt der Hirte, der Fels Israels. 25 Von deines Vaters Gott werde dir geholfen, und von dem Allmächtigen seist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Flut, die drunten liegt, mit Segen der Brüste und des Mutterleibes. 26 Die Segnungen deines Vaters waren stärker als die Segnungen der ewigen Berge, die köstlichen Güter der ewigen Hügel. Mögen sie kommen auf das Haupt Josefs und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! 27 Benjamin ist ein reißender Wolf; des Morgens wird er Raub fressen und des Abends wird er Beute austeilen. 28 Das sind die zwölf Stämme Israels alle, und das ist’s, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete, einen jeden mit einem besonderen Segen.

Eine Sterbestunde, die auf Zukunft ausgerichtet ist. Es geht um mehr als um Abschied. In Wahrheit versammelt der sterbende Jakob in seinen Söhnen „ganz Israel“. Der Sterbende spricht Segensworte – dem Alter nach geordnet. Mancher Segen ist aber mehr ein Tadel als ein Segen. So an Ruben, den Ältesten, dem sein Fehltritt und seine Schwäche vorgehalten werden.

Der geheime Mittelpunkt des Segens ist das Wort an Juda. Aus Juda kommen in Zukunft die Könige Israels. Auf ihnen liegt die Verheißung: bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen. Eine ganze Kette an Königen bis einer als Messias kommt. Einer, der die Fülle bringt. Autoren des Neuen Testamentes lesen diese Worte von ihrer Christus-Erfahrung her. Für sie ist hier von Jesus Christus die Rede. „Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.“ (Offenbarung 5,5)

Die anderen Brüder werden irgendwie zwar einzeln, aber doch zugleich summarisch bedacht. Weil es keinen Stamm Josef gibt, finden sich Ephraim und Manasse in der Segensreihe.

In diesen Segensworten geht es nicht um Mehr und Mehrung. Auch nicht einfach um Schutz und Behütung. Segen ist hier: Aufdeckung von Zukunft. Zeigen eines Weges, auch wenn er hart wird und beschwerlich. Nicht ins Dunkel tappen müssen.  Es ist Segen genug, wenn man weiß, wohin man geht, welche Zukunft einem offen steht.

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

                                          K. P. Hertzsch 1989, EG 395

Heiliger Vater im Himmel, Dein Segen ist keine Last auf unseren Schultern. Dein Segen ist Rückenwind, ist Versprechen Deiner Nähe. Dein Segen trägt, auch wenn die Erfolge des Lebens an Tragkraft und Leuchtkraft zu wünschen übrig lassen. Gib, dass wir uns in Deinen Segen bergen, wenn die Tage kommen, in denen wir ins Fragen geraten und nach Deiner Nähe Ausschau halten. Amen 

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