Gerufen als Beauftragte, nicht als Platzhirsche

  1. Mose 1, 26 – 2,4

26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau[1]. 28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. 29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. 30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. 31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. 2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.4 Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden.

„Lasst uns Menschen machen!“ Es wirkt, als würde Gott sich dazu ermutigen. Weil er von Anfang an weiß, dass der Mensch das Risiko der Welt sein wird? Weil er weiß, ahnt, spürt, dass der Mensch, der sein Gegenüber sein soll, sich nicht damit zufrieden geben wird, Gegenüber zu sein, verantwortlich vor Gott, den er doch nicht sieht.  Gott aber will uns – als Gegenüber, als seine „Beauftragten“ in der Welt. An uns Menschen soll es die Welt erfahren können, wie gut Gott es mit ihr meint. Das meint ja „herrschen“ einen Umgang mit allem Leben, der das Leben schützt und fördert. Herrschen ist nicht beherrschen und domestizieren! Wir sollen uns nicht als Platzhirsche gebärden. Eine anvertraute Welt – so sollen wir die Welt sehen lernen – wir Menschen. Anvertraut als Lehen, damit wir sie dem Lehnsherren bewahren. Es ist der Blick der Hoffnung Gottes: Und siehe, es war sehr gut. Gottes Zwischenbilanz. Das aufzuschreiben, heißt, an dieser Hoffnung Gottes als der eigenen Hoffnung festzuhalten. Es heißt auch, sich darum zu bemühen, dass es mit dem Segen Gottes kein Ende hat, damals Anfang. Gott ist nicht ruhelos, kein Macher mit immer neuen Projekten. Er vertraut auf den Segen des Anfangs, auf den Frieden über seinem Werk. Sie muss nicht von uns rastlos und ruhelos verbessert werden

Mein Gott, du hast uns eine liebenswerte und lebenswerte Welt anvertraut. Du willst, dass wir in ihr unseren Platz finden, nicht oben über allem, sondern mittendrin. In der Gemeinschaft mit Geschöpf und Natur, in der Einheit, die sich Dir verdankt und Dich ehrt.

Du sieht aber auch, dass diese Welt, Deine Welt aus tausend Wunden blutet. Weil wir statt das Gegenüber zu Dir zu sein die Herren der Welt sein wollen. Gib Du doch, dass wir zur Umkehr finden, zur Demut, die sich mäßigt und in der Mäßigung Deinem Willen neu Raum gibt. Amen

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