Frohe, unglaubliche Kunde

1. Mose 45, 25 – 46,7

25 So zogen sie hinauf von Ägypten und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob 26 und verkündeten ihm und sprachen: Josef lebt noch und ist Herr über ganz Ägyptenland! Aber sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ihnen nicht. 27 Da sagten sie ihm alle Worte Josefs, die er zu ihnen gesagt hatte. Und als er die Wagen sah, die ihm Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, wurde der Geist Jakobs, ihres Vaters, lebendig. 28 Und Israel sprach: Mir ist genug, dass mein Sohn Josef noch lebt; ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe.

46,1 Israel zog hin mit allem, was er hatte. Und als er nach Beerscheba kam, brachte er Schlachtopfer dar dem Gott seines Vaters Isaak. 2 Und Gott sprach zu Israel des Nachts in einer Erscheinung: Jakob, Jakob! Er sprach: Hier bin ich. 3 Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn daselbst will ich dich zum großen Volk machen. 4 Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen, und Josef soll dir mit seinen Händen die Augen zudrücken. 5 Da machte sich Jakob auf von Beerscheba. Und die Söhne Israels hoben Jakob, ihren Vater, mit ihren Kindern und Frauen auf die Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen, 6 und nahmen ihr Vieh und ihre Habe, die sie im Lande Kanaan erworben hatten, und kamen so nach Ägypten, Jakob und alle seine Nachkommen mit ihm. 7 Seine Söhne und seine Enkel, seine Töchter und seine Enkelinnen und alle seine Nachkommen brachte er mit sich nach Ägypten.

Unglaublich. Für den alten Mann in der Heimat eine Überforderung. Wie soll er das, was ihm da erzählt wird, glauben können? Nach Jahrzehnten, in denen er ich an den Gedanken gewöhnen musste: Josef ist tot, zerrissen von einem wilden Tier, sträubt sich jetzt das Herz, diesen Worten zu glauben. Er glaubt ihnen nicht. Fast, als würde er sagen: Ihr habt mich schon einmal belogen. Sein Herz blieb kalt. Erstarrt, erschlafft, unfähig, diese Wende zum Guten wahrzunehmen in des Wortes wirklicher Bedeutung: sie für wahr zu nehmen.

Erst, als Jakob sieht – Wagen, Esel, Geschenke – da wird etwas neu in ihm wach. Nach Jahren der Trauer ein Lebenszeichen. Wieder Hoffnung. All die großen Botschaft – Vizekönig, Vater Ägyptens – alles nebensächlich. Wenn nur Josef lebt und Jakob ihn noch einmal sehen darf.

In Beersheba ist es eine Offenbarung, in der Gott den Weg nach Ägypten ausdrücklich frei gibt. Wie schon einmal, in der Nacht.  Eine Freigabe, verbunden mit einer Zusage: Dort, in der Fremde, will Gott ihn zum großen Volk machen. Und dort wird Jakob sterben dürfen.

Es ist ein Versprechen an Israel, an das Volk: Ägypten wird nur eine Zwischenstation sein. Das verheißene Land ist und bleibt Kanaan. Für die jüdischen Leser der Hebräischen Bibel ist das eine unendlich wichtige Zusage. Erfüllt und unerfüllt – bis heute.

Manchmal wünsche ich mir das für mein Leben: Wegzeichen, an denen ich mich vergewissern kann: Ich bin auf dem richtigen Weg. Es ist eine Lektion, die Du, unser himmlischer Vater, uns nicht ersparst: die Art Deiner Wegzeichen entspricht nicht den Wanderzeichen unserer Wege. Sie verlangt mehr als gute Augen, die verborgene Wegzeichen finden und entziffern können, das Vertrauen in Dich. Das schenke uns in Herz und Sinn. Amen

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert