Einweisung in Lebenspraxis

Philipper 1, 27 – 2,4

27 Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, damit ich – ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin – von euch erfahre, dass ihr in einem Geist steht und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums 28 und euch in keinem Stück erschrecken lasst von den Widersachern, was ihnen ein Anzeichen der Verdammnis ist, euch aber der Seligkeit, und das von Gott. 29 Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden, 30 habt ihr doch denselben Kampf, den ihr an mir gesehen habt und nun von mir hört.

 2,1 Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, 2 so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. 3 Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, 4 und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.

Erst einmal: Konzentriert euch auf das Hier und Jetzt. Schaut darauf, dass ihr mit dem, was ihr sagt, was ihr tut, wie ihr unterwegs seid, dem Evangelium entsprecht. Seht zu, dass euch Feindseligkeiten nicht umwerfen. Sie gehören zu den erwartbaren Reaktionen, weil es eben nicht jedermann gefällt, wenn die Liebe Gottes auch denen gilt, die sich verfehlt haben, die nicht der Frömmigkeits-Norm entsprechen. Es ist hoch gegriffen: Erfahrene Feindseligkeiten sind ein Zeichen der Nähe zu Christus. Wer sie erlebt, wird darin der Schicksalsgemeinschaft mit ihm gewürdigt, auch wenn es nicht gleich bis zum Äußersten gehen muss.

Hinter diesen Worten steht ein Denken, das uns fremd geworden ist: Glaube stellt in die Leidensgemeinschaft mit Christus und den Brüdern und Schwestern. Für eine Christenheit, die über Jahrhunderte hinweg eine gesellschaftliche Monopolstellung in Sachen Glauben und damit eine Machtposition. innehatte, ist das sehr fremd.

Der Apostel bleibt nicht bei diesen eher düsteren Gedanken stehen. Er erinnert lieber an das, was in der Gemeinde als Lebenshaltung präsent ist, sein soll: Ermahnung in Christus, Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes, herzliche Liebe und Barmherzigkeit. Das alles zielt auf verbindliche Gemeinschaft, in der einer für den anderen, eine für die andere da ist. Gemeinschaft, in der keiner/keine durch das Netz fällt, weil sich niemand für ihn/sie interessiert, weil alle die „Zuständigkeit“ irgendwie weiterschiebe, bis am Ende niemand mehr zuständig ist und Hilfe auf der Strecke bleibt. Es ist sehr schlicht und doch sehr herausfordernd: In der Gemeinde geht es allemal um die anderen. „Kirche für andere“ – das zeigt sich nicht erst im Engagement über die Gemeindegrenzen hinaus, in die Welt und ihre Probleme hinein. Das zeigt sich vielmehr zuerst in der Fürsorge und Aufmerksamkeit, die die anderen in der Gemeinde erfahren dürfen, die sie in ihren Nöten, ob groß oder klein, äußerlich oder innerlich, nicht sich selbst überlässt. Paulus möchte eine Gemeinde, in der keiner/keine übersehen wird. Weil alle die Augen füreinander offen haben.    

Liebe, wie sie in Deiner Gemeinde des liebenden Gott sein soll. Geduld, wie sie Deiner Geduld entspricht. Trösten, das aus Deinem Trost schöpft. Das möchte ich lernen, dazu möchte ich meinen Beitrag leisten. Du, unser Gott, hoffst, dass wir so miteinander umgehen lernen, dass  

Deine Gemeinden in der Welt Lichtpunkte, Zufluchtsorte werden. Lehre Du uns, dass wir uns Deinem Geist anvertrauen, der uns so zu leben anleitet. Amen

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