Eingeübt und angeeignet

Sprüche 3, 1 – 12

1 Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, 2 denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; 3 Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, 4 so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen. 5 Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, 6 sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. 7 Dünke dich nicht, weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen. 8 Das wird deinem Leibe heilsam sein und deine Gebeine erquicken. 9 Ehre den HERRN mit deinem Gut und mit den Erstlingen all deines Einkommens, 10 so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter von Wein überlaufen. 11 Mein Sohn, verwirf die Zucht des HERRN nicht und sei nicht unwillig, wenn er dich zurechtweist; 12 denn wen der HERR liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.

Man sieht es nicht gleich – aber diese Worte greifen auf die Tradition Israels aus dem 5. Mose-Buch zurück. Auf das, was in den Familien eingeübt werden soll. Sich die Worte des Gebote zu Herzen nehmen, innerlich und äußerlich. Es ist eine zu oft missachtete Weisheit: was ich mir äußerlich aneigne, das kann mich innerlich prägen. Der Haussegen an der Wand unseres Haues erinnert mich an den tragenden Grund meines Lebens. Es ist ein Satz, der sich durch die biblische Botschaft zieht: Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Das ist nicht Skepsis gegenüber dem eigenen Verstand und der eigenen Vernunft. Es ist vielmehr das Wissen: Auch der eigene Verstand braucht einen Haftpunkt außerhalb seiner selbst.  

Für uns heute ist das ein fremder Gedanke: Frömmigkeit lohnt. Sie zahlt sich aus, auch in den

Erfolgen des Lebens. Wir rechnen nicht mehr mit vollen Scheunen und überlaufenden Weinkeltern. Aber dass ein Leben in der Spur des Glaubens auch in der säkularen Welt unserer Tage nicht in den Untergang führt, sondern auf die Länge der Distanz lohnend sein kann, das lässt sich vielfach ablesen. Weil ein Leben in der Spur Gottes Abstand halten lässt vom Bösen, vom Unrecht, vom Zwielicht.

Es gehört zur Nüchternheit der Weisheit, dass sie im Blick hat, dass Kritik – hier Zucht genannt – nicht immer willkommen ist. Dass Ordnungsrufe nicht immer gleich gerne angenommen werden. Dass es ein unbequemer Freundschaftsdienst sein kann, dem Freund zu sagen: Lass die Finger davon, selbst wenn es erfolgversprechend aussieht. Dass es eine notwendige Elternrolle ist, die den Sprössling lehrt: Räumt dein Zimmer auf, denn das Chaos im Zimmer um dich herum könnte abfärben auf dein Inneres.

Mein Gott, danke für alle Wegweisung im Leben, die ich in jungen Jahren erfahren habe. Danke für alle Einweisung in gute Ordnungen, die mir die Eltern, die Schule und die Menschen im Heimatdorf gegeben haben. Danke, dass Du mir darüber hinaus den Weg zum Glauben geöffnet hast und mir auch Beständigkeit im Glauben hast zuwachsen lassen. Danke für alle Lebensweisheit, die ich im Lauf der Jahre gesehen habe – bei einfachen Leuten. Amen

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