1. Mose 47, 27 – 31
27 So wohnte Israel in Ägypten im Lande Goschen, und sie hatten es inne und wuchsen und mehrten sich sehr. 28 Und Jakob lebte siebzehn Jahre in Ägyptenland, dass sein ganzes Alter wurde hundertsiebenundvierzig Jahre. 29 Als nun die Zeit herbeikam, dass Israel sterben sollte, rief er seinen Sohn Josef und sprach zu ihm: Hab ich Gnade vor dir gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte, dass du die Liebe und Treue an mir tust und begräbst mich nicht in Ägypten. 30 Wenn ich mich zu meinen Vätern lege, sollst du mich aus Ägypten führen und in ihrem Grab begraben. Er sprach: Ich will tun, wie du gesagt hast. 31 Er aber sprach: So schwöre mir. Und er schwor ihm. Da neigte sich Israel anbetend über das Kopfende des Bettes hin.
Es ist noch einmal gute Zeit für Jakob und seine Sippe. Die Jahre der Wanderschaft und der Trauer um den verlorenen Sohn sind Vergangenheit. Er darf sesshaft werden, wenn auch in der Fremde. Aber die Lebenszeit neigt sich dem Ende zu. Der alte Mann spürt es und möchte seine letzten Dinge regeln.
Ein letzter Wunsch: Kein Begräbnis in der Fremde, in Ägypten. Jakob will in das Grab seiner Väter versammelt werden. Das soll ihm der Sohn Josef, die „Halbägypter“ versprechen. Das Versprechen wird mit einem Schwur besiegelt. Dieser Schwur soll dem dienen, was Gott Jakob verheißen hatte – ihn zurückzubringen. Es geht also zutiefst um die Erfüllung der Verheißungen Gottes und nicht um die Befriedung von Emotionen, und seien sie noch so verständlich. Die biblischen Texte wollen in erster Linie theologisch gelesen sein und nicht psychologisch verkürzt. So gewiss sie auch psychologisch nicht ohne Klugheit sind. Es ist die Treue Gottes, der Jakob sich anvertraut und deren Erfüllung er Josef aufträgt, die bis in die Grabstätte hinein sichtbar wird.
Darf man das, den eigenen Weg über das eigene Sterben hinaus klären? Muss an das nicht sogar – damit man gehen kann, wenn der Weg sich dem Ende zu nähert, klären, wie es werden soll mit dem Grab? Es entlastet die, die zurückbleiben, wenn zu Lebzeiten geklärt worden ist, was werden soll. Ob es nicht sogar auch so ist, dass diese Klärungen mit dazu beitragen, dass einer/eine in Frieden gehen kann. Wir neigen dazu, solche Klarheit zu unterschätzen. Aber sie hilft, sich zu lösen.
Lehre es mich: wenn der Weg abkürzt, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Lehre mich das Vertrauen zu Dir, Vater im Himmel, dass du uns ans Ziel bringen wirst, auch wenn wir das Ziel hinter dem engen Horizont der Welt immer wieder aus den Augen zu verlieren drohen. Lehre mich, zielbewusst zu leben, über den engen Sarg und das enge Grab hinaus. Amen