Ein neuer Weg

Sonntag, 1. Januar 2023

Psalm 8

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf der Gittit. 2 HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! 3 Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge / hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen. 4 Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: 5 was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. 7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: 8 Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, 9 die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. 10 HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Ein Lob ins Blaue hinein, auf Vorrat gesprochen? Ein Lob auf den Namen über alle Namen, in den wir uns bergen dürfen in unbekanntem Land.  Es ist viel Unsicherheit in der Luft über das, was werden wird.  Man kann es ja kaum abstreiten: Wir gehen von Krise zu Krise.  Manche selbstgemacht, andere schicksalhaft, wieder andere Produkt von Größenwahn und Bosheit. In dieser Lage das Lob anstimmen auf Gott, der uns Menschen herrlich gemacht hat? Es ist die kühne Hoffnung am Anfang des Jahres, dass wir Menschen uns besinnen können – auf eine Herrlichkeit, die an der Herrlichkeit Gottes Maß nimmt. Die sich zeigt in Güte und Erbarmen, in Gerechtigkeit und Fürsorge. Die nicht in den Staub tritt, nicht Staub aufwirbelt, sondern die aus dem Staub aufhebt. Die sich über die Armen erbarmt, dem Hunger wehrt, dem Unrecht in den Arm fällt. Die sich nicht an der eigenen Größe berauscht, sondern die eigene Größe nützt, um zu dienen. Darin zeigt sich die Herrlichkeit des Menschen, dass sie einer lebensdienlichen Welt nicht länger im Weg steht, sondern sie fördert. Was für ein Programm.

Im Halbschlaf bin ich hängen geblieben an dem Satz: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott.“ Wir sind nicht aufgerufen, uns gottgleich zu gebärden, aber wir sind aufgefordert, Bilder seiner Güte zu sein, seiner Freundlichkeit, seiner Vergebung. Wir sollen uns nicht gegenseitig klein machen. Wir sollen uns nicht gegenseitig hinrichten. Unser Auftrag ist anders – einander aufzurichten, einander zu helfen, dass wir nur wenig niedriger als Gott sind, dass wir zur Größe hinwachsen, die Gott uns zugedacht hat. Das ist keine Aufforderung zur individuellen Selbstvervollkommnung. Es ist der Auftrag, einander Helfer zu sein, dass wir zu Gott hin wachsen, Dass wir die Gaben, die Gott in uns hineingelegt hat, zum Nutzen aller entfalten. Kein Alleingang in Sachen Vergöttlichung. Sondern ein Gemeinschaftswerk in Sachen Vermenschlichung. „Mach´s wie Gott, werde Mensch.“ Dafür braucht es die Hilfe der anderen, ihren Ermutigung, ihre Kritik, ihre Treue und ihre Geduld, ihr Vergeben und ihr Festhalten an der Hoffnung. Wo wir so leben, leuchtet die Herrlichkeit Gottes an uns auf, auch in dunklen Zeiten.

Danke, Du Heiliger, Du Allerbarmer, dass ein neues Jahr vor uns liegt. Ein neuer Weg, neue Erfahrungen. Gib Du uns die Demut, uns auf den Weg zu machen, wie Du ihn für uns willst. Gib Du, dass unsere Wünsche sich an Dir ausrichten, dass unser Tun Deine Güte widerspiegelt. Gib Du, dass wir niemand das Leben schwer machen. Gib auch, dass wir das Leben nicht leicht nehmen, sondern sorgfältig und behutsam unsere Schritte wägen. Danke für das Zutrauen, dass Du in uns legst. Amen  

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