Römer 5, 1 – 5
1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. 2 Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Man kann das Aufatmen hören: Wir haben Frieden mit Gott. Einen freien Zugang zu ihm, geschenkt. Ein Friede, der nicht auf wackligen Beinen steh. „Nicht jener Friede, wenn die Waffen schweigen, wenn sich noch Furcht mit Hass die Waage hält, wenn sich Verlierer unter Siegern beugen, nicht der Friede dieser Welt.“ (M. Siebald) Es ist der Friede, für den Gott einsteht, den er uns schenkt. Einseitiig ausgerufen und von Gott her einseitig durchgehalten. Ein Friede, der belastbar ist und der Belastungen aushalten lässt. Eine Beziehung, auf die kein Schatten mehr fällt, weil Gott durch unsern Herrn Jesus Christus alles weggenommen hat, was Schatten wirft oder werfen könnte. Daran liegt Paulus: Diese Beziehung ist Gegenwart, der Friede Gottes gilt schon jetzt, in dieser Welt. In Zeiten, die Bedrängnisse mit sich bringen, die es der Zuversicht schwer macht, die Geduld herausfordern.
Es ist eine Klage, die ich kenne, auch von mir selbst: Wenn Gott es doch gut mit uns meint, warum erspart er uns so manche Zumutung unseres Lebens nicht. Wenn Gott es gut mit der Welt meint, warum fällt er denen nicht in den Arm, die diese Welt ruinieren, sich am Frieden vergehen, sich schamlos bereichern, die ohne jeden Skrupel die Zukunft der nachfolgenden Generationen regelrecht verfeuern?
Die Mühen des Lebens gehören zur Normalität des Lebens. Ein Leben, das keine Mühen kennt, keine Sorge, keine Schatten – unvorstellbar. Ja, wir wachsen an den Widerständen. Mehr als an den Erfolgen. Ja, unser Leben gewinnt seine unverwechselbare Farbe und Form durch das, was wir durchstehen. Aus ungezählten Gespräche in der Vorbereitung für Goldene Hochzeiten kenne ich den Satz: die Krisenzeiten unserer Ehe, die harten Jahre – das waren die Zeiten, in denen wir gereift sind. Aber deshalb wünscht sich dennoch keiner solche Zeiten zurück – nicht für sich selbst und nicht für die, die er liebhat. Auch nicht für das Volk.
Und doch sind viele Zeitgenossen, auch in unseren Kirchen, geneigt, diese Mühen nicht als das Normale des Lebens anzusehen. Sie sind Störungen und sie verstören. Mich auch, wenn sie mich treffen, betreffen. Es ist ein Lernprozess, den wir miteinander auf uns nehmen müssen, auch in diesen Mühen des Lebens an Gott festzuhalten, an seiner Treue. Auch in ihnen seine Fürsorge zu glauben. Es könnte ja sein, solche Mühen sind zugleich, seltsam genug, die Eröffnung neuer, tiefer gelegter Erfahrungsräume.
Gib mir, mein Gott, dass mein Glaube nicht kleinmütig wird, allerdings auch nicht abhebt. Du hast den Weg zu Dir frei gemacht. Du schenkst uns Deinen Frieden. Du weckst in uns Hoffnung, die widerstandsfähig macht. Du weißt aber auch, wie oft wir an den Umständen verzagen, nicht zurechtkommen mit der Welt, in der wir leben. Nicht zurecht kommen mit Belastungen, die uns zusetzen. Gib Du, dass wir uns auch dann in Deinen Frieden bergen. Dass wir daran festhalten: Du bist uns gut. Deine Gnade trägt. Amen