Matthäus 4, 12 – 17
12 Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. 13 Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, 14 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: 15 »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.« 17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
Jesus sucht nicht die große Bühne. Er setzt einen Anfang im Niemands-Land. Dort, wo es keinen freiwillig hinzieht. Der Anfang Jesu – ein Winkelangelegenheit, weitab vom Schuss. Der Anfang Jesu – unten. Bei denen, die draußen vor sind. Dort, wo die Öffentlichkeit und die bessere Gesellschaft samt Intellektuellen müde abwinkt. Aber es ist ein Anfang in der Spur des Propheten. Das hat Jesus von Jesaja gelernt: Der Weg Gottes führt nach unten, ins Dunkel, zu denen, die aufgerieben und abgeschrieben sind. Zu denen, mit denen kein Staat zu machen ist. Ob das nicht wie eine Warnung sein kann für Kirchen, die sich so gerne auf der großen Bühne tummeln, die Lichtpunkte setzen und Leuchttürme suchen? Es ist bemerkenswert: Der Anfang Jesu hat in Jerusalem kein Echo gefunden. Er ist an der „großen Öffentlichkeit“ vorbei gegangen. Niemand in Jerusalem hat gesagt: Da müssen wir hin. Man kann ja auch darüber nachdenken, was für ein Echo er gefunden hätte mit dem Nachsprechen der Botschaft des Täufers: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Hätten sie ihm nicht in Jerusalem gesagt: Kein Bedarf. Wir haben schon alles. Wir brauchen kein Himmelreich, wir haben schon genug zu tun mit dem Paradies auf Erden! Buße war noch nie attraktiv – damals nicht, heute nicht. Auch wenn sie nach der Überzeugung des Evangeliums ohne Alternative ist.
Wie halten wir es mit dem Ruf zur Umkehr, mit dem Ruf in eine andere Lebensmöglichkeit, die uns von Gott her eröffnet wird? Einigermaßen widerstandslos haben wir es als Christen und Christinnen und Kirchen hingenommen, dass das Wort „Alternative“ seines ursprünglichen Sinnes entkleidet worden ist. alter natus ist der/die von oben, von neuem, wieder geborene. Das Wort Wiedergeburt ist aus dem Sprachgebrauch der Kirchen weithin verschwunden. Weil die Sache irgendwie nicht machbar ist. Daraus ist geworden, dass Alternative ein Wort ist, das Querulanten für sich beschlagnahmt haben. Ein Wort, das scheinbar Wahlmöglichkeiten eröffnet. Der geistliche Sinn des Wortes scheint verloren. Vielleicht auch deshalb, weil wir Christinnen und Christen zu oft versäumt haben, aus dieser Geburt von oben wirklich Lebensschritte zu gewinnen, umzukehren auf die Wege, die Gott uns zeigt.
Jesus, von Anfang an sucht Du unten. Nach denen, die im Dunkel sind. Nach denen, denen die große Perspektive fehlt und die abgehängt sind. Nach denen, die sich selbst aufzugeben drohen. Nach denen, die sich mit dem Tod anfreunden, weil das Leben ihnen alles schuldig geblieben ist. Von Anfang an bist Du die Lichtgestalt in der Finsternis der Welt. Und bleibst es auch im Dunkel und Zwielicht Deines eigenen Todes. Gib mir, dass ich mich in allen Dunkelheiten meines Lebens und unserer Zeit an dich halten, von Dir rufen lassen. Gib Du, dass ich umkehre von Wegen, die nicht Dir entsprechen. Amen