Aussteigen aus der Vergeltungslogik

Römer 12, 17 – 21

17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18 Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Es ist wichtig: Paulus redet hier nicht von staatlichen Konflikten. Wie die zu regeln sind, ist für Paulus offensichtlich kein Thema! Was Paulus vielmehr und intensiv im Blick hat, ist das alltägliche Miteinander. Im Umfeld und in der Gemeinde. Dafür spricht er eine Einladung zu widerständigem Leben aus. Widerständig in der Weise – nicht dem Reflex zu folgen, der zurückschlagen zur einzigen Möglichkeit erklärt. „Du musst dich wehren, du darfst dir nicht alles gefallen lassen.“ So werden Kinder auch heutzutage von ihren Eltern gelehrt und ermutigt. Damit sie nicht zu Opfern von kindlicher Willkür im Kindergarten und auf dem Schulhof werden. Was ein gewisses Maß an Logik im Kinderalter hat, wird zur fatalen Engführung, wenn es auch im Erwachsenenalter beibehalten wird. Zurückschlagen ist nicht immer die klügste Lösung.

Die Suche nach Frieden im eigenen Umfeld bietet mehr Erfolgsaussichten, als wir gemeinhin zu denken bereit sind. Darum gilt im der Tat: Die Suche nach Verständigung hat Vorrang vor der Durchsetzung der eigenen Rechte. Der Widerstand gegen Bösartigkeiten besteht nicht im Zurückkeilen. Er kann auch im Ausweichen und Aushalten besehen und manchmal gewinnt die Geduld das Gegenüber besser als die Härte. Güte gegenüber einem feindseligen Menschen ist kein Zeichen von Schwäche. Sie kann ihn auf einen anderen Weg locken. Das ist keine Erfolgsgarantie, wohl aber eine Hoffnung. Weil das Gute einen längeren Atem hat als das Böse. Alles Gute bleibt in Ewigkeit, weil Gott es in Ewigkeit bewahrt, während alles Böse vergeht, weil die Spuren des Bösen verwehen. So wie es der Beter erhofft und erwartet: „Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.“ (Psalm 1,6)

Mein Gott, viel zu oft bleibe ich im Echo-Verhalten stecken. Viel zu oft bin ich nur nett, wenn mir einer freundliche entgegenkommt und schroff, wenn ich mich nicht verstanden und akzeptiert fühle. Hilf Du mir, in der Spur Deines Tuns zu bleiben – nicht vergelten, sondern versöhnen, nicht in Zorn zu verfallen, sondern in Freundlichkeit zu beharren. Mache du mich zu einem Werkzeug Deines Friedens. Gerade dann, wenn es mir schwer fallen will. Amen

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