1. Mose 24, 1 – 28
1 Abraham war alt und hochbetagt, und der HERR hatte ihn gesegnet allenthalben. 2 Und er sprach zu dem ältesten Knecht seines Hauses, der allen seinen Gütern vorstand: Lege deine Hand unter meine Hüfte 3 und schwöre mir bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde, dass du meinem Sohn keine Frau nimmst von den Töchtern der Kanaaniter, unter denen ich wohne, 4 sondern dass du ziehst in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft und nimmst meinem Sohn Isaak dort eine Frau. 5 Der Knecht sprach zu ihm: Wie, wenn das Mädchen mir nicht folgen will in dies Land, soll ich dann deinen Sohn zurückbringen in jenes Land, von dem du ausgezogen bist? 6 Abraham sprach zu ihm: Davor hüte dich, dass du meinen Sohn wieder dahin bringst! 7 Der HERR, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner Heimat, der mir zugesagt und mir auch geschworen hat: Dies Land will ich deinen Nachkommen geben –, der wird seinen Engel vor dir her senden, dass du meinem Sohn dort eine Frau nimmst. 8 Wenn aber das Mädchen dir nicht folgen will, so bist du dieses Eides ledig. Nur bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin! 9 Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwor es ihm. 10 So nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog hin und hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn und machte sich auf und zog nach Mesopotamien, zu der Stadt Nahors. 11 Da ließ er die Kamele sich lagern draußen vor der Stadt bei dem Wasserbrunnen des Abends um die Zeit, da die Frauen pflegten herauszugehen und Wasser zu schöpfen. 12 Und er sprach: HERR, du Gott meines Herrn Abraham, lass es mir heute gelingen und tu Barmherzigkeit an Abraham, meinem Herrn! 13 Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Leute in dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. 14 Wenn nun ein Mädchen kommt, zu dem ich spreche: Neige deinen Krug und lass mich trinken, und es sprechen wird: Trinke, ich will deine Kamele auch tränken –, das sei die, die du deinem Diener Isaak beschert hast, und daran werde ich erkennen, dass du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan hast. 15 Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, die Tochter Betuëls, der ein Sohn der Milka war, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war, und trug einen Krug auf ihrer Schulter. 16 Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt. Die stieg hinab zur Quelle und füllte den Krug und stieg herauf. 17 Da lief ihr der Knecht entgegen und sprach: Lass mich ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken. 18 Und sie sprach: Trinke, mein Herr! Und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken. 19 Und als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle genug getrunken haben. 20 Und eilte und goss den Krug aus in die Tränke und lief abermals zum Brunnen, um zu schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen. 21 Der Mann aber betrachtete sie und schwieg still, bis er erkannt hätte, ob der HERR zu seiner Reise Gnade gegeben hätte oder nicht. 22 Als nun die Kamele alle getrunken hatten, nahm er einen goldenen Ring, einen halben Schekel schwer, und zwei goldene Armreifen für ihre Hände, zehn Schekel schwer, 23 und sprach: Wessen Tochter bist du? Das sage mir doch! Haben wir auch Raum in deines Vaters Hause, um zu herbergen? 24 Sie sprach zu ihm: Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka, den sie dem Nahor geboren hat. 25 Und sagte weiter zu ihm: Es ist auch viel Stroh und Futter bei uns und Raum genug, um zu herbergen. 26 Da neigte sich der Mann und betete den HERRN an 27 und sprach: Gelobt sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Barmherzigkeit und seine Treue von meinem Herrn nicht hat weichen lassen; denn der HERR hat mich geradewegs geführt zum Hause des Bruders meines Herrn. 28 Und das Mädchen lief und sagte dies alles in ihrer Mutter Hause.
Es muss weiter gehen, immer weiter gehen. Die Sorge hört nicht auf, bloß weil einer alt geworden ist. Die Sorge des Abraham um den Sohn und die Nachfahren ist Ausgangspunkt der Erzählung. Darin ist der alte Abraham immer noch der gleiche wie der jüngere Abraham – er legt die Hände nicht in den Schoß, er will die Dinge vorantreiben.
Es ist nicht weniger als eine Weltreise, die Abraham initiiert – zurück in die alte Heimat, nach Haran. Ganz so weltoffen wie wir es uns wünschen würden, ist der Erzvater Israels nicht. Er setzt auf die Verwandtschaft, die „gute Herkunft“. Es ist eine tiefe Skepsis gegenüber seinen Gastgeber-Volk, die ihn darin leitet. Die Hoffnung Abrahams: Die Engel werden Elieser leiten und gutes Gelingen schenken.
Die Reise beginnt und alle Strapazen und Gefahren des langen Weges sind dem Erzähler kein Wort wert. Ruckzuck ist Elieser am Ziel, vor der Stadt Nahors. Wir werden Zeugen der Verhandlung des Elieser mit Gott. Er legt ihm einen Plan vor, wie er zu guten Erkenntnissen z kommen hofft. Und Gott spielt mit! Bemerkenswert: Es geht nicht nur um Schönheit – sie ist allerdings kein Hindernis. Es geht vielmehr um so etwas wie Herzenswärme. Die originelle Testanordnung sagt: Wer gut zum Vieh ist, der wird auch gut zu einem zukünftigen Ehemann sein. Ist es ein Test, dass er auf das Tränken der Tiere so überschwänglich mit Geschenken reagiert? Oder ist es der Anfang der Erleichterung?
Seltsam genug – es funktioniert. Das Mädchen Rebekka, aus der weiteren Verwandtschaft seines Herren Abraham, lässt sich durch den fremden Mann am Brunnen in Anspruch nehmen. Sie versorg ihn mit Wasser und dann auch seine Kamele. Elieser sieht das alles und es ist ihm ein Zeichen Gottes. Es ist nicht seine Klugheit, auch kein Zufall: Der HERR, Gott selbst, hat Regie geführt und seine Schritte gelenkt. So folgt er dann auch frohgemut und dankbar der Einladung der jungen Frau.
Es mag nachdenklich machen, wie dieser Knecht Elieser mit der Anweisung seines Herren umgeht, dieses Gemisch aus eigener Entscheidung, vorsichtigem Tasten und dann auch großer Dankbarkeit. Er schreibt den vorläufigen Erfolg seines Weges nicht auf das eigene Konto, er sieht darin die Wegweisung Gottes. Er lässt sich leiten und vergiss nicht zu danken für die geöffnete Tür.
Gott spannt leise feine Fäden, die du leicht ergreifen kannst. Sie doch einen Anfang und fang zu begreifen an.
C. Bittlinger
Es ist so, mein Gott, dass das Alter nicht sorgenfrei macht, auch wenn die Sorge um das Auskommen nicht mehr im Vordergrund steht. Es ist eine Sorge, die zur Versuchung werden kann, die Zukunft der Nachkommen zu regeln. Es ist eine Vertrauensfrage, zuallererst des eigenen Glaubens, ob wir Dir, Gott zutrauen, dass du unser Sorgen kennst und es Dir zu eigen machst. Auch wenn Du nicht in jedem Fall unsere erdachten Wege ebnen wirst. Gib uns, dass wir Dir vertrauen, im großen Weltgeschehen und in unserem kleinen Lebenskreis.