Jona 4, 1 – 11
1 Das aber verdross Jona sehr und er ward zornig 2 und betete zum HERRN und sprach: Ach, HERR, das ist’s ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war, weshalb ich auch eilends nach Tarsis fliehen wollte; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen.
Gott ist barmherzig und Jona ist sauer darüber. Hat er nicht einen Anspruch darauf, dass Gott das Strafurteil über Ninive vollstreckt? Und wird nicht im Nachhinein seine Flucht gerechtfertigt? „Wie gerne wäre Jona sogleich gelaufen, wäre er seiner Sache sicher gewesen, dass auf sein Wort hin die heidnische Weltstadt unverzüglich in Schutt und Asche zusammen bräche!“(J. Jeremias, aaO.; S.103) So aber hat er es schon geahnt, worauf es hinaus laufen würde. Er kennt doch seinen HERRN. Er wollte nicht der Bote eines Gottes sein, der gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte ist, auch denen gegenüber, unter denen Israel zu leiden hat.
Das mag ja dahinter stehen: Ninive ist wie eine Chiffre für die Mächte, unter deren Macht Israel im 5. und 4. Jahrhundert stöhnt, die es bedrücken und bedrängen. Es ist wirklich nur zu verständlich, dass Jona sich weigert, Bote zu sein, der statt Vernichtung Versöhnung bringt. Alles, dass ihm Gott nicht noch zumutet, den Niniviten zu sagen: „Gott hat sich das Übel gereuen lassen, das ich euch angekündigt habe.“
3 So nimm nun, HERR, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben.
So sehr trifft ihn diese Umkehr des HERRN, dass er lieber tot sein möchte als leben. Was steckt dahinter? Eine Deutung, die mir einleuchtet: „Jona droht am Versagen seines eigenen Dogmas und an der Wirklichkeit göttlicher Gnade zu scheitern.“ (A. Weiser, aaO., S.226 ) Ihm zerbricht alles, was er bis dahin geglaubt hatte, dass die Heiden nicht davon kommen werden. Und in ihm wehrt sich alles dagegen, dass sie davon kommen sollen. „Gottes Werben um Akzeptanz für sein Erbarmen“ weiterlesen