Jona 4, 1 – 11
1 Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig 2 und betete zum HERRN und sprach:
Wie verrückt ist das: Die Reue Gottes weckt in Jona Verdruss und Zorn. Nicht nur ein bisschen, sondern heftig. „Jona ärgerte sich sehr darüber. Der Zorn packte ihn.“ (Basisbibel) Es passt Jona nicht in den Kram, dass Gott nicht rigoros bei seinem Urteil bleibt. Dass er nicht vollstreckt, das Jona angekündigt hatte: Es ist vorbei.
Ach, HERR, das ist’s ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war. Deshalb wollte ich ja nach Tarsis fliehen; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen. 3 So nimm nun, HERR, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben.
Was für ein seltsamer Satz: Ich habe es von Anfang an gewusst und deshalb wollte ich nicht dorthin, nach Ninive. Nicht die Angst hat mich fliehen lassen, sondern die Ahnung, dass Du, Gott es ja gar nicht ernst meinen wirst mit Deinem Drohen. Ich habe es geahnt und befürchtet, dass Du nicht zu Deinem Wort stehen wirst. Es war mir klar, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist. Ist das so – wir würden eher, lieber gar, einem Gott glauben, der durchgreift? Härte zeigt? Konsequent in seinem Strafen?
Damit könnte man umgehen, dass Gott durchgreift und strafend sein Recht durchsetzt. Das würde Jona gefallen, weil es doch eine Bestätigung seiner Predigt wäre: Ich habe es euch gesagt und so kommt es auch. Es ist die seltsame Befriedigung der Unheilskünder, der Kassandra-Rufer, dass manchmal eintrifft, was sie als Schreckensszenario ausgemalt haben.
Um diese Befriedigung sieht sich Jona gebracht. Um diese Bestätigung fühlt er sich betrogen. Darum will er nicht mehr weiter leben. Der im Bauch des Fisches auf die Hilfe Gottes getraut und gebaut hat, der will so blamiert nicht mehr weitermachen. Wenn es nicht mit Ninive vorbei ist, dann soll es doch mit Jona vorbei sein. „Lass mich sterben!“ (Basisbibel) Gott soll ein Ende machen.
4 Aber der HERR sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst?
Gott stellt sich den Vorwürfen. Er hat nichts von diesem Gebet überhört, nicht weggehört. Aber er fragt nach, ob sich Jona eigentlich so sicher ist, dass er mit seinem Zorn richtig liegt. Dass seine Reaktion wirklich zur Barmherzigkeit Gottes passt. Wir hören und sehen keine Antwort Jonas. „Gottes Poblem: Seine frommen Leute“ weiterlesen