Hesekiel 47, 1 -12
Sommer 1969 auf Schloss Mittersill. Meine erste Begegnung mit diesem Abschnitt, meine erste Begegnung überhaupt mit dem Buch des Propheten Hesekiel. Staunend. Völlig überrascht von dem, was ich aus dem Mund des Auslegers – Hans-Heinz Damm, Pfarrer im Märkischen Viertel in Berlin -, zu diesen Worten hörte, die mir wie eine unverständliche Fremdsprache vorkamen.
1 Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels.
Lange stand Hesekiel in der Haupthalle des Tempels. Jetzt wird er wieder geführt. Von dem, der vor seinen Augen den Tempel vermessen hatte. Der ihn durch die Räume des Tempels führte. Er tritt an die Tür des Tempels. Sein Blick richtet sich nun von innen nach außen.
Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. 2 Und er führte mich hinaus durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten; und siehe, das Wasser entsprang seiner südlichen Seitenwand.
Ein Wasser tritt hervor, sucht sich seinen Weg unter der Schwelle des Tempels hindurch nach Osten. Der Mann, der Hesekiel jetzt wieder führt, führt ihn um den Tempel herum, damit er dem Wasserlauf folgt. Die Frage liegt nahe: Woher kommt dieses Wasser? Wo ist die Quelle? „Der heutige Besucher des ḥaram in Jerusalem wird vergeblich nach ihr suchen, wie denn ja auch das Aufbrechen einer Quelle ausgerechnet am höchsten Punkt des Tempelberges wenig wahrscheinlich ist.“ (W. Zimmerli, Ezechiel, BKAT XIII/2, Neukirchen 1969, S. 1192) Das mag Hinweis genug sein, dass es hier nicht um die Wasserversorgung Jerusalems geht, auch darauf, dass nicht versehentlich der Quellort der Siloahquelle auf den Tempelberg verlegt worden ist.
Näher liegt ein anderer Bezug: „Und es geht aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilt sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.“ (1. Mose 2,10 – 14) Das Paradies, Eden, so sagt dieser Abschnitt ist der Ursprungsort aller großen Ströme. Wasser ist Leben – so weiß jeder in Israel. Und ohne Wasser verdorrt alles Leben. „Ein Strom lebendigen Wassers“ weiterlesen