Römer 16, 17 – 27
17 Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, dass ihr auf die achtet, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet. 18 Denn solche dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.
Ein letztes Mal: Παρακαλῶ – Ich ermutige euch. „Wachsamkeit ist unerlässlich.“(A. Schlatter, aaO. S. 401) Es gibt weder das Evangelium noch die Einheit der Gemeinde als sicheren, unangefochtenen Besitz. Paulus weiß, wovon er spricht. Er hat es reichlich erlebt, wie Lehre gegen Lehre stehen kann, wie er mit seinem Evangelium (16,25) in Frage gestellt werden kann „Denn wenn einer zu euch kommt und einen andern Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen andern Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gern!“(2. Korinther, 11,4)
Offensichtlich ist er überzeugt, dass die Gemeinde in Rom mit der Lehre, die ihr gelernt habt, nahe bei dem ist, wie er das Evangelium versteht und lehrt. Auch davon ist er überzeugt: die anderes als er lehren, werden von unsauberen Motiven geleitet. Sie sind in sich selbst verfangen. Dafür steht der Hinweis auf den Bauch, κοιλία, dem sie dienen. „Das Triebhafte tritt stark hervor.“(O. Michel, Der Brief an die Römer, KEK NT, Göttingen 1955, S. 347) Sie reden schön, aber in Wahrheit sind sie Verführer. Eine Gefahr für alle, die auf sie hereinfallen könnten.
„Die Gemeinde wird zur Vorsicht ermahnt gegenüber Parteiungen und Anstößen, die die überlieferte Lehre bedrohen. … Paulus will die Gemeinde nicht nur schützen, sondern auch abwehrbereit machen.“(O. Michel, aaO. S. 345) Das Bild von der ersten Christenheit, in der „alle ein Herz und eine Seele“(Apostelgeschichte 4,32) sind, bekommt hier deutliche Risse. Es ist kein sonderlich kompromissbereiter und was die Lehre angeht, weitherziger Paulus, der hier das Wort hat. Da ist nicht viel Platz neben seinem Evangelium. Wer sich auf Paulus beruft, der sollte das wissen: Paulus hat mit der Toleranz heutiger Zeiten, die die religiöse Vielstimmigkeit hoch schätzt und gerne auch einmal den Verzicht auf Wahrheitsansprüche fordert, schon gar auf absolute, nicht wirklich viel im Sinn. „Gott allein“ weiterlesen