Kolosser 4, 7 – 18
Dieser Schlussabschnitt mit Grüßen ist das stärkste Argument für einen Verfasser des Briefes, der im unmittelbaren Kontakt zu Paulus steht. Es gibt die These, dass Timotheus, der ja in 1,1 als Mitverfasser genannt ist, der Schreiber des Briefes ist, weil Paulus durch die Umstände (seine Gefangenschaft) am eigenhändigen Schreiben gehindert ist. Das hat in meinen Augen manches für sich und würde vor allem den sehr persönlichen Ton der Schlusspassage erklären.
7 Wie es um mich steht, wird euch alles Tychikus berichten, der liebe Bruder und treue Diener und Mitknecht in dem Herrn, 8 den ich darum zu euch sende, dass ihr erfahrt, wie es uns ergeht, und damit er eure Herzen tröste. 9 Mit ihm sende ich Onesimus, den treuen und lieben Bruder, der einer der Euren ist. Alles, wie es hier steht, werden sie euch berichten.
Es ist nicht gleichgültig, wie es um die Schreiber der Briefe des Neuen Testamentes steht. Was sie durchmachen, was sie leiden, was sie freut. Es ist auch für die den Brief lesende Gemeinde nicht gleichgültig. „Gerade im Wissen um all die manchmal gewichtigen, manchmal kleinen und nebensächlichen Umstände seines menschlichen Daseins soll sich ihre Verbundenheit im Herrn auswirken.“ (E. Schweizer, Der Brief an die Kolosser, EKK, Neukirchen 1976, S. 176) Diese Information über das geschriebene Wort hinaus werden die Überbringer des Briefes geben. So erfährt die Gemeinde durch mündliche Berichte noch einmal Anderes über das hinaus, was der Brief mitteilt. Mit Onesimus wird einer zu ihnen kommen, der aus Kolossä stammt. Er und Tychikus werden die Gemeinde in Kolossä nicht nur informieren, sondern durch diese Informationen auch trösten. Das ist ja noch einmal mehr als nur: es ist nicht so schlimm. Das ist vor allem die Erinnerung, die auch der Brief wieder und wieder benennt: Wir gehören zu Christus, der Grund und Ziel der Welt ist.
10 Es grüßt euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas – seinetwegen habt ihr schon Weisungen empfangen; wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf -, 11 und Jesus mit dem Beinamen Justus. Von den Juden sind diese allein meine Mitarbeiter am Reich Gottes, und sie sind mir ein Trost geworden.
Auch Apostel sind nicht frei von Emotionen. Es gibt die Bilder von ihnen, die einen glauben machen wollen, dass nichts Menschliches mehr sie berühren kann, weil sie durch den Glauben irgendwie der Welt enthoben sind. Dem steht dieser Satz entgegen: Von den Juden sind diese allein meine Mitarbeiter am Reich Gottes, und sie sind mir ein Trost geworden. Er signalisiert die Einsamkeit, ja Isolation, in die der Apostel – Paulus! – geraten ist. Seine „Heidenmission“ hat ihn seinem Volk und wohl auch vielen Judenchristen der ersten Stunde entfremdet. Sie haben sich von ihm zurückgezogen. „Gut, dass wir einander haben“ weiterlesen