2 Timotheus 4, 9 – 22
9 Beeile dich, bald zu mir zu kommen. 10 Denn Demas hat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen und ist nach Thessalonich gezogen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien. 11 Lukas ist allein bei mir. Markus nimm zu dir und bringe ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zum Dienst. 12 Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt. 13 Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente. 14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses angetan; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. 15 Vor dem hüte du dich auch; denn er hat sich unsern Worten sehr widersetzt.
Σπούδασον ἐλθεῖν, spoudaso elthein. Beeile dich – lautmalerisch anknüpfend an die griechischen Worte könnte man sagen: Spute dich zu kommen! Diesen winzigen Ausdruck ernst nehmen, ist verstehen: Das ist der Brief eines Menschen, der weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Es ist eben nicht das Schreiben eines innerlich unbedrängten Glaubens-Heros, der über den Wolken schwebt und sich zu Mitteilungen an die Kleinen da unten herablässt.
Was die Ermahnungen und Aufforderungen des Paulus letztlich zu sagen haben, zeigt sich hier. Keiner ist nebensächlich, keiner zu gering. An alle denkt er, weil ja doch Gott an alle denkt. Auch Kleinigkeiten sind wichtig. Hinter den Worten wird einer sichtbar, um den es einsam geworden ist. Einer wie Demas ist von sich aus gegangen – weil er die Welt liebgewonnen hat. Will er nichts mehr mit dem Evangelium zu tun haben oder nur nichts mehr mit dem Mann im Gefängnis? Ist ihm sein Weg wichtiger als der Beistand bei diesem Evangelisten, der so im Zwielicht ist, um den es so viel Streit auch gibt?
Andere wie Kreszens in Galatien, Titus in Dalmatien, Tychikus in Ephesus sind unterwegs, sie haben zu tun. Tychikus sogar von Paulus gesandt. Weil das Evangelium doch weiterlaufen muss. Er darf, seiner Einsamkeit – und vielleicht auch der Sehnsucht des eigenen Herzens – zum Trotz nicht die Boten an sich binden, bei sich festhalten. „Die Zeit wird knapp“ weiterlesen