Lukas 18, 18 – 30
18 Und es fragte ihn ein Oberer und sprach: Guter Meister, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
Wieder ein Wechsel. Nach dem Zöllner mit leeren Händen und den neugeborenen Kindern, die noch nichts begreifen, jetzt einer, der es schon zu etwas gebracht hat. Ein Oberer. So wird ein wenig blass übersetzt. „Ratsherr“ finde ich auch als Übersetzung. „Ein führender Mann“. „Ein Vorsteher“. „Ein Oberster“. Wie immer salopp: ein sehr angesagter und reicher Mann. (Volxbibel S. 1056) Wir würden vielleicht sagen: einer aus dem Jetset oder aus den oberen Zehntausend.
Da ist etwas passiert: Die Frage nach dem ewigen Leben hat diesen Oberen eingeholt. Es war vielleicht nicht immer seine Frage. Es mag eine Zeit gegeben haben, da hatte er andere Fragen. Wie geht es mit meinem Leben? Wie kann ich in dieser Zeit glücklich werden? Vielleicht hätte er auch eine Zeitlang gesagt: Die Frage nach dem ewigen Leben ist überholt. Was dran ist, ist die Frage nach Gerechtigkeit hier, nach Frieden jetzt, nach Glück jetzt. Und nach Freiheit jetzt, auch der Freiheit von den Römern und der Freiheit von Angst.
Es ist gut, zu hören, dass einer diese Frage stellt, wissen will, was mit seinem Leben vor Gott ist, wozu sein Leben da ist, wie er gültiges Leben findet. Und auffällig, dass er sie Jesus stellt: „Die Frage lässt erkennen, dass man in den Kreisen der Gesetzestreuen den Ernst Jesu schätzt und sein Urteil achtet.“ (K.H. Rengstorf, aaO. S. 210) Darum auch die ehrfurchtsvoll Anrede: Guter Meister. Wer so fragt, wer so den anspricht, den er fragt, der redet nicht von oben herab.
19 Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 20 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!«
Jesus antwortet ihm so, wie er es wohl nicht erwartet hat. Jesu erste Antwort ist eine Zurückweisung. Eine Korrektur, die irritiert. So hat der Frager das doch mit „Gut“ nicht gemeint. Er hat umgangssprachlich gesprochen – Jesus aber nimmt ihn beim Wort. Schroff, zurückweisend, also: bei Jesus gibt es kein gutes Essen, keinen guten Wein, keinen guten Witz, keine gute Regierung, kein gutes Spiel – gut kommt als Qualität allein Gott zu. Ist das – mit aller Vorsicht gefragt – nicht ein bisschen weltfremd? Zumindest ein sehr exklusiver Sprachgebrauch?!
Nach dieser schroffen Klarstellung weist Jesus den Frager an die Gebote. Es gibt kein gültiges Leben an den Geboten Gottes vorbei. Es gibt kein Leben, das Beständigkeit hat, festen Boden unter den Füßen hat, die Ewigkeit Gottes erlangt an den Geboten vorbei. Da kann einer die großartigsten Sachen auf dieser Welt tun – wenn er dabei gegen Gottes Gebot lebt, dann wird er daran zerbrechen müssen. Da kann einer soziale Aktionen noch und noch starten und sich engagieren an allen möglichen Brennpunkten dieser Welt – wenn er nicht den kleinen Gehorsam gegen die Gebote lebt, dann wird sein Leben ins Leere laufen, dann ist alles andere ein Haschen nach Wind.
Das ist keine Frage der Moral – das ist ein Lebensgesetz dieser Welt: Es gibt ein Fragen nach dem Willen Gottes, das daran scheitert, dass die kleinen, einfachen Schritte des Gehorsams nicht gelebt werden, dass die Gebote als der offenkundige Wille Gottes nicht gelebt werden. „Komm mit mir!“ weiterlesen