Prediger 12, 1 – 14
1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; 2 ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne finster werden und die Wolken wiederkommen nach dem Regen,
Das ist der Satz, an dem alles, was folgen wird hängt. Denk an deinen Schöpfer. Es ist im Buch des Predigers ein einmaliger Satz. Es ist zugleich Erinnerung: Du hast dich nicht selbst geschaffen und Mahnung: Schiebe nichts auf die lange Bank, weil du meinst, es ist noch viel Zeit. So sieht es der Prediger und sagt es seinen jungen Leuten: Es ist nie zu früh, über das Leben als Geschenk grundsätzlich nachzudenken. An seinen Schöpfer zu denken, schließt ein, sich selbst als Geschöpf sehen zu lernen und drin zu wissen: ich bin begrenzt.
Nur Kindermund? Auf die Frage der Lehrerin: „Wenn Gott der Schöpfer ist, was sind dann wir“? kommt die Antwort: „Erschöpfte.“
Denn es kommen ja andere Zeiten. Das Leben findet nicht nur auf der Sonnenseite statt. Es kommen Tage, die man nicht mag, die man sich gerne ersparen würde. Böse Tage. Es ist eine Weisheit unserer Tage: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“ (J. Fuchsberger) Weil es uns nicht erspart bleiben wird, die Schattenseiten kennen zu lernen. sie auszukosten, weil es kein Ausweichen gibt.
Es kann sein, dass hinter der angesagten Finsternis von Sonne, Licht, Mond und Sternen die Vorstellung vom Weltuntergang steht. Damit rechneten früheren Zeiten, dass es mit der Erde schnell vorbei sein könnte. Das Besonderen an den Worten hier: „Dieser Weltuntergang wird in das persönliche Leben jedes einzelnen Menschen hineingezogen.“(R. Micheel/F.J. Ortkemper, Jetzt leben, Texte zur Bibel 21, Neukirchen 2005, S. 70)Wenn ein Mensch stirbt, so stirbt mit ihm eine ganze Welt. So wert achtet der Prediger das einzelne vergängliche Leben, das nur ein Windhauch ist. „Unsere Tage sind gezählt.“ weiterlesen