- Mose 27, 12 -23
12 Und der HERR sprach zu Mose: Steig auf dies Gebirge Abarim und sieh auf das Land, das ich den Israeliten geben werde. 13 Und wenn du es gesehen hast, sollst du auch zu deinen Vätern versammelt werden, wie dein Bruder Aaron zu ihnen versammelt ist, 14 weil ihr meinem Wort ungehorsam gewesen seid in der Wüste Zin, als die Gemeinde haderte und ihr mich vor ihnen heiligen solltet durch das Wasser. Das ist das Haderwasser zu Kadesch in der Wüste Zin.
Mose bekommt einen Auftrag, der erst einmal, vielleicht zum ersten Mal, ihn persönlich betrifft. Auf dem Gebirge Abarim soll er das zukünftige Land Israels sehen. Es gibt eine deutliche Differenz in den Übersetzungen. Einmal Futur: das ich den Israeliten geben werde. (Luther 2017) Einmal Perfekt: „das ich den Israeliten gegeben habe.“( Zürcher, Elberfelder; Einheit u. a.) Wie denn nun? Grammatikalisch ist beides möglich. Die Futur-Übersetzungen geben vor, dem Lauf der Dinge nicht vorgreifen zu wollen. Die Perfekt-Übersetzungen folgen einer anderen Logik: „Es ist schon gegeben, weil Gottes Verheißung nicht trügt.“ (G. Maier, Das 4. Buch Mose, Wuppertaler Studienbibel AT 2, Wuppertal 1989; S.375)
Oder anders gesagt: Was im Willen Gottes beschlossen ist, unterliegt nicht mehr unseren Zeitregeln. In dieser Weise, das schon gültig und in Kraft ist, was im Willen Gottes beschlossen ist, denken immer wieder auch die neutestamentlichen Schriften: „Ihr seid also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, ihr seid vielmehr Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ (Epheser 2,19) Das sagt der Schreiber denen, die immer noch sehr erdverhaftet in Ephesus unterwegs sind.
Mose sieht also vor Augen, was werden wird. Und wenn er gesehen hat, wird er dort sterben. Zu den Vätern versammelt werden. So wie Aaron. Beide werden das Land nicht erreichen, zu dem sie das Volk führen sollten. Noch einmal wird der Grund dafür genannt: Ihr „Versagen“ am Haderwasser. Sie sind das Vertrauen schuldig geblieben und darin haben sie Gott nicht geheiligt.
Von diesem harten Gerichtswort her fällt noch einmal Licht auf das Gebot: „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen.“(2. Mose 20,7) Es geht nicht um gedankenlose Sprüche wie „Ach Gott“ oder „Achherrje“. Es geht auch nicht primär um einen Umgang mit dem Gottesnamen, der ihn zur Beschwörungsformel erniedrigt, obwohl das sicher dem Gottesnamen und Gott nicht angemessen ist. Sondern es geht darum, dass der Name Gottes verdunkelt wird, missbraucht, entheiligt, wo das Leben aus dem Vertrauen fällt, wo der Gehorsam gegen seine Weisungen verweigert wird. Im Missbrauch des Namens wird Gott selbst das Vertrauen entzogen.