- Mose 34, 1 – 17
1 Und der HERR sprach zu Mose: Haue dir zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, dass ich die Worte darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln standen, welche du zerbrochen hast. 2 Und sei morgen bereit, dass du früh auf den Berg Sinai steigst und dort zu mir trittst auf dem Gipfel des Berges. 3 Und lass niemand mit dir hinaufsteigen; es soll auch niemand gesehen werden auf dem ganzen Berge. Auch kein Schaf und Rind lass weiden gegen diesen Berg hin. 4 Und Mose hieb zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, und stand am Morgen früh auf und stieg auf den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm die zwei steinernen Tafeln in seine Hand.
Das Gespräch setzt sich fort. Gott erteilt Mose Anweisungen. Er soll Ersatz beschaffen für die ersten zwei Tafeln, die er im Zorn zerbrochen hat. Die soll er vorbereiten, so dass Gott die Worte darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln standen. So wird sichtbar: Das Zerbrechen der Tafeln hat nicht den Bund zerbrochen.
Wo hält sich Mose bei all diesen Worten auf? Auf diese Frage kann man kommen, weil alle Ortsangaben nur ins Ungefähre weisen. Er könnte im Lager sein, aber auch im Zelt der Begegnung und auch auf halber Höhe des Berges, weil er am Morgen früh auf den Sinai steigt. Es scheint, den Erzählern liegt wenig an genauen Ortsangaben, wie wir sie gerne hätten.
Woran ihm aber liegt, ist dass er „das Tabu des heiligen Berges streng gewahrt wissen will.“ (M. Noth, Das zweite Buch Mose, ATD 5, Göttingen 1968, S.215) Es bleibt dabei, dass es das Privileg des Mose ist, sich Gott auf dem Berg zu nahen. Niemand sonst soll sich auf dem Berg sehen lassen. So wird noch einmal die Sonderstellung des Mose unterstrichen.
5 Da kam der HERR hernieder in einer Wolke, und Mose trat daselbst zu ihm und rief den Namen des HERRN an. 6 Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, 7 der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied!
Der HERR kommt, verhüllt in einer Wolke, „Die Wolke ist für Mose das Zeichen: Gott ist da!“(Hj. Bräumer, Das zweite Buch Mose, 2. Teil, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal 1999, S.348)Mose tritt zu ihm – wie soll man das verstehen? – und ruft ihn an. Ruft den Namen an, den er gelernt hat. Am Dornbusch. Auf dem Weg durch die Wüste, am Schilfmeer,
Gott setzt einen neuen Anfang. In seinen Zorn, in die Anklagen, in die Verzweiflung und den Schmerz hinein über diesen Treuebruch seines Volkes hört Mose: “Barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Treue ist Gott.”
Das wagte Mose sich und dem Volk nicht mehr zu sagen. Darauf wagte Mose nicht mehr zu setzen. Viel zu klar stand es ihm vor Augen: Wir haben alles vertan. Alles spricht gegen uns. Wir sind halsstarrige, treulose Leute, nicht in der Lage, auch nur einigermaßen dem zu entsprechen, wie Gott ist und was er will. „Komm in unsre Mitte“ weiterlesen