Esra 6, 1 – 22
1 Da befahl der König Darius, dass man in Babel in den Schatzhäusern, in denen die Bücher aufbewahrt wurden, nachforschen sollte. 2 Da fand man in der Festung Achmeta, die in Medien liegt, eine Schriftrolle, auf der geschrieben stand: Aufzeichnung. 3 Im ersten Jahr des Königs Kyrus befahl der König Kyrus, das Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen als eine Stätte, an der man opfert, und seinen Grund zu legen: seine Höhe sechzig Ellen und seine Breite auch sechzig Ellen 4 und drei Schichten von behauenen Steinen und eine Schicht von Holz, und die Mittel sollen vom Hause des Königs gegeben werden. 5 Auch soll man zurückgeben die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und nach Babel gebracht hat; man soll sie zurückbringen in den Tempel zu Jerusalem an ihre Stätte im Hause Gottes. 6 So haltet euch nun fern von dieser Sache, du, Tattenai, Statthalter jenseits des Euphrat, und Schetar-Bosnai mit euren Genossen, ihr Beamten, die ihr jenseits des Euphrat seid! 7 Lasst sie arbeiten am Hause Gottes, damit der Statthalter der Juden und ihre Ältesten das Haus Gottes an seiner früheren Stätte wieder aufbauen.
Die Suche in den Archiven in Babel hat Erfolg. In einer Festung wird das Kyrus-Edikt tatsächlich aufgespürt! Es ist ein eindrucksvolles Zeugnis einer „liberalen“ Religionspolitik. Der König gesteht den Rückkehrern den Wiederaufbau des Haus Gottes in Jerusalem zu und will ihn aus Mitteln des Königshauses auch noch unterstützen.
Es ist zum Staunen: In alten Aktenschränken lässt sich finden, was dem Volk Gottes dient. Ob die Echtheit sorgfältig überprüft worden ist? Aber auch bei eher skeptischen Sicht auf die Echtheit des Ediktes bleibt bestehen: Der Schreiber sieht in dem Baugeschehen ein Zeichen der Güte und Treue des Gottes, der Israel den Untergang nicht erspart hat. Er handelt neu an seinem Volk und nimmt dafür souverän die Mächtigen der Zeit in Anspruch.
Die Schlussfolgerung im Erlass des Darius ist eindeutig: Tattenai, der Statthalter soll den Juden freie Hand lassen. Sie dürfen so arbeiten, wie es ihnen entspricht und die persischen Beamten sollen ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Dahinter mag auch königliches Wissen um die Rivalität unterschiedlicher Statthalter stehen. Serubabbel, der einen babylonischen Namen trägt, aber ein Enkel des judäischen Königs Jojachin ist, ist Statthalter Persiens! Weil er Geschichtskenntnisse und Glaubensnähe mitbringt, somit einen anderen Zugang zu den Juden hat. Er untersteht wohl rang-mäßig dem persischen Satrap von Transeuphrat, aber dieser Erlass des Darius stärkt seine Position und macht ihn ein Stück unabhängig. „Freiheitrsräume nützen.“ weiterlesen