Apostelgeschichte 14, 20b – 28
Am nächsten Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe; 21 und sie predigten dieser Stadt das Evangelium und machten viele zu Jüngern.
Der dem Tod gerade noch einmal Entkommene zieht weiter. Ob es logisch ist, dass einer gestern gesteinigt worden ist und heute schon einen Weg über das Gebirge von mehr als 150km auf sich nehmen kann, interessiert Lukas nicht. Er hält einfach fest: Keine lange Rekonvaleszenz nach der Steinigung. Auch das ist ein Wunder, selbst wenn es nicht ausdrücklich so benannt wird. Sie kommen nach Derbe und predigen das Evangelium. Es wird nicht gesagt, wo, auch nicht, wie lange. Wichtig ist nur: Viele werden Jünger.
Hier steht μαθηεύσαντες, „zu Jüngern machend“ – das gleiche Wort, das im Matthäus-Evangelium im Sendungswort des Auferstandenen an seine Jünger steht: „Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker.“ (Matthäus 28,19) Indem das Evangelium verkündigt wird, die Boten zum Glauben rufen, kann das geschehen, dass Menschen Jünger werden. Dafür sind Paulus und Barnabas unterwegs. Sie wollen Jünger machen.
Das mag sich für unsere Ohren befremdlich anhören. Aber es ist kein Vorgang, in dem Menschen zum Objekt gemacht werden, nicht mehr frei sind. Es ist die Intention aller Verkündigung, dass Menschen Jünger werden oder in ihrem Jünger-Sein gestärkt werden. Nur in einer Situation, in der man lange so getan hat als wäre Christsein eine Existenzform, die sich mit der Geburt in einem christlichen Land wie von selbst einstellt, kann man es übersehen: Von Natur aus ist kein Mensch Christ. Er wird dazu „gemacht“ durch die Verkündigung des Evangeliums, die er sich gefallen lässt, die er bejaht. „Freimütig unterwegs bleiben“ weiterlesen