Lukas 7, 18 – 23
18 Und die Jünger des Johannes verkündeten ihm das alles.
Das Jesus-Gerücht spricht sich herum, bis in das Gefängnis hinein. Oder lese ich das jetzt in den Text hinein, weil es bei Matthäus so steht? Lukas schweigt vom Gefängnis. Es scheint nicht wichtig zu sein. Wichtig ist nur: Was über Jesus erzählt wird, das kommt bei Johannes an.
Die wissenschaftlichen Ausleger der Evangelien sehen in der knappen Bemerkung den Konflikt zwischen Johannes-Jüngern und Jesus-Leuten angedeutet. Dieser Konflikt taucht ja verschiedentlich, vor allem im Johannes-Evangelium als Thema auf, auch wenn es nie gesagt wird, dass da ein Konflikt ist. Es geht offensichtlich darum, dass die junge Christengemeinde der Johannes-Bewegung den Rang abgelaufen hat. Diese nimmt ab, während die Christen an Zahl zunehmen. Wenn man mit den Augen der Konfliktsucher liest, dann deutet vieles in den kargen Sätzen der Evangelien darauf hin, dass es diesen Konflikt gab. Auch wenn er das alles nicht anspricht, soviel jedenfalls teilt Lukas uns mit: Was über Jesus erzählt wird, beschäftigt die Johannes-Jünger so, dass sie es ihrem „Meister“ berichten und doch wohl von ihm Rat wollen, wie das alles zu beurteilen ist.
Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich 19 und sandte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? 20 Als aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dich fragen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?
Johannes teilt das Bedürfnis nach Klärung. Es liegt ja auf der Hand: Was von Jesus erzählt wird – was Lukas bis hierher erzählt hat – das steht in Spannung zu der Erwartung, die Johannes bewegt und erweckt hat. Er hat die endzeitliche Gerichts-Situation beschworen, hat mit dem Auftreten des Kommenden die richtende Gerechtigkeit erwartet. Er hat Bilder, in denen „Gewalt“ doch eine deutliche Rolle spielt, vor Augen gemalt. „Hör nicht auf zu fragen“ weiterlesen