Jesaja 57, 14 – 21
14 Und er spricht: Machet Bahn, machet Bahn! Bereitet den Weg, räumt die Anstöße aus dem Weg meines Volks!
Diese Sätze sind so vertraut. Macht Bahn! Bereitet den Weg. Es ist sofort im Ohr: „Bereitet dem Herrn den Weg.“(40,3) Aber hier geht es um freie Bahn für das Volk und nicht um freie Bahn für Gott. Israel soll der Weg freigeräumt werden, der vorher versperrt war. Es geht um Hindernisse, die Anstoß – hebräisch: mikšōl– geben, über die man fallen kann. Israel soll nicht mehr ins Stolpern kommen. Gemeint ist „ein Wegbereiten für das Kommen des Heils. “(C. Westermann, aaO. S. 261)
Wo muss man sich diese Worte – und auch die nachfolgenden – gesagt vorstellen? Im Land, in das die Exilierten zurückgekehrt sind, gibt es keinen Tempel mehr. Von Synagogen kann auch noch nicht die Rede sein. Vielleicht ist es so, „dass der Prophet in einer Gemeindeversammlung auftritt.“(H.J. Kraus, aaO. S. 189) Aber einen Ort für diese Versammlung können wir nicht benennen, weder für das Gebäude noch für die Ortschaft. Also: Worte im Irgendwo.
15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.
Denn – damit schließt der Satz nach vorne an. Es scheint so, dass jetzt gesagt wird, was das Stolpern Israels beenden kann. Wichtiger als der Ort ist aber, wer das Wort nimmt: Der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist. Gott ist der Erhabene, der Heilige, der in der Höhe wohnt, dem man sich nicht ohne weiteres nahen kann. Zugleich ist er der, der sich nach unten neigt, der sich erbarmt, der aufrichtet und zurecht bringt. Aus dem unnahbaren Gott ist nicht ein nahbarer geworden, sondern ein naher. Die Nähe Gottes geht auf seine Bewegung zurück und nicht auf meine, unsere. Gott ist nahe, ob ich es merke und glaube oder nicht. „Zuneigung“ weiterlesen