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Korinther 11, 16 – 33
16 Ich sage abermals: Niemand halte mich für töricht; wenn aber doch, so nehmt mich an als einen Toren, damit auch ich mich ein wenig rühme. 17 Was ich jetzt rede, das rede ich nicht dem Herrn gemäß, sondern wie in Torheit, weil wir so ins Rühmen gekommen sind. 18 Da viele sich rühmen nach dem Fleisch, will ich mich auch rühmen.
Was jetzt kommen wird, ist uneigentliche Rede. Aufgezwungen, weil die Korinther nicht anders zu beeindrucken und beeinflussen sind. Es ist ein Reden, in dem so häufig „ich“ gesagt werden wird, wie es Paulus überhaupt nicht gefällt. „Er ist kein Tor; aber wenn die Korinther ihn doch dafür halten, dann sollen sie auch seine Narrenrede ertragen.“ (H.D. Wendland, aaO. S.239) Sein Reden in Torheit, im Unverstand – so wieder ἀφροσύνη. Dabei weiß Paulus doch, wenn es um Verkündigung geht: Nicht er ist das Thema seiner Verkündigung, sondern Christus. Es läuft etwas schief, wenn mehr vom Verkündiger und seiner Person gesprochen wird als von Christus und seiner Tat für uns.
Es ist ein verständliche Reaktion: Weil andere sich groß machen – καυχάομαι – „sich rühmen, prahlen“ (Gemoll, aaO. s. 429) wird Paulus dagegen halten, mit gleicher Münze zurückzahlen. Er wird sich rühmen. Man darf gespannt sein in Korinth, was da als Ruhmesliste kommen wird
19 Denn ihr ertragt gerne die Narren, ihr, die ihr klug seid! 20 Ihr ertragt es, wenn euch jemand knechtet, wenn euch jemand ausnützt, wenn euch jemand gefangen nimmt, wenn sich jemand über euch erhebt, wenn euch jemand ins Angesicht schlägt. 21 Zu meiner Schande muss ich sagen: Dazu waren wir zu schwach!
Die Gemeinde in Korinth liebt den großen Auftritt. Sie liebt die Prediger, deren Predigen sie klein macht, knechtet, erniedrigt, ausnützt. Sie liebt die wortgewaltigen, imponierenden Prediger. Sie liebt Prediger, die von unglaublichen Erfahrungen zu erzählen wissen: Von Himmelsreisen von Entrückungen und Verzückungen. Sie liebt Prediger, die von Dingen reden, die sie als Gemeinde noch nie gehört haben. Sie liebt die Prediger, die sie fordern, ihnen Vorwürfe machen, die sie unter Leistungsdruck setzen. Wenn es nur wortgewaltig ist, muss es nicht mehr verständlich und realitätsnah sein. ἀφρονέω – „unvernünftig sein.“(Gmoll, aaO. S. 147) Es ist ein bisschen absurd: sie in Korinth, die so vernünftig sein wollen unterwerfen sich Predigern, die für Paulus durch uns durch unvernünftig sind. Narren eben.
Es ist ein harter Vorwurf an die Korinther: Dass sie sich gerne denen unterwerfen, die sie beanspruchen, die sie die fordern, die ihnen Lasten auferlegen. Aber – es ist eine Erfahrung, weit über Paulus hinaus: Wer von seiner Gemeinde viel fordert, wer sie zum Tun anstachelt, ihre hohe Aufgaben stellt, große Anstrengungen verlangt, der wird häufig gut ankommen. Er kommt dem entgegen, dass wir eher Täter sein möchten als Opfer, eher aktiv als passiv, eher selbst unseres Glückes Schmied als angewiesen auf das Geschenk. Das Evangelium der Gnade ist auch deshalb für manchen schwierig, weil es nicht Tatkraft verlangt, sondern Hingabe und die Bereitschaft zu empfangen – mit leeren Händen. Das ist bis heute eine schwierige Botschaft. „ Eine absurde Erfolgsliste.“ weiterlesen