1.Korinther 12, 1 – 11
1 Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, Brüder und Schwestern, nicht in Unwissenheit lassen.
Paulus fängt, so scheint es, ein neues Thema an – diesmal eines, das den Korinthern besonders am Herzen liegt: Die Gaben des Geistes. Für das Wort πνευματικῶν, Pneumatikon, gibt es zwei Übersetzungsmöglichkeiten. Einmal sächlich, als Neutrum, dann sind die Geistesgaben gemeint. Aber es geht auch maskulin – dann ist von „den Pneumatikern“ die Rede. Dann sind die Menschen im Blick, über die Paulus reden will.
Mir scheint, dass diese Doppeldeutigkeit im Griechischen der Sache angemessen ist: Man kann über die Geistesgaben nicht neutral, unter Absehen von den Menschen, die sie haben, sie praktizieren, mit ihnen begabt sind, sprechen. Es hängt gewissermaßen unlöslich ineinander: Die Gabe und die Art und Weise, wie Menschen sie gebrauchen. Der Anspruch des Paulus an dieser Stelle ist also: Ich habe sowohl zum Umgang mit den Gaben als auch zum Umgang mit den Begabten Wegweisendes zu sagen.
2 Ihr wisst: als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen.
Die Erinnerung an früher: Die Götzen waren stumm. Aber dennoch war die Wirkung dieser stummen Götzen Anziehung, mit unwiderstehlicher Gewalt. Darf man ergänzen: so dass ihr außer euch geraten seid. In Ekstase. Über euch selbst hinweg gerissen. Das so zu sagen, liegt nahe, weil „Ekstasen, Inspirationen, inspirierte Schreie, auch im Bacchus- Dionysos- und anderen Kulten bekannt waren“,(W. Schrage, aaO. S. 119) gewissermaßen zur Erlebnis-Ausstattung der Kulte gehörten. Umso wichtiger ist es, Klarheit darüber zu schaffen, was unter der Wirkung des Geistes Gottes geschieht. Auch der Geist Christi ist so kräftig und wirtkungsstark, dass sein Wirken ekstatische Elemente haben kann.
3 Darum tue ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus; und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist.
Jetzt also: Gott meldet sich zu Wort durch den Geist. Es geht ja nicht um einen Allerwelts-Geist, um ein Art geistiges Fluidum oder den Welt-Geist, sondern um den Geist Gottes. Der wird erkannt und erkennbar am Bekenntnis: Jesus ist Herr. Die Negation benennt Paulus, weil es Menschen – wohl nicht nur erst in späterer Zeit – in der Gemeinde gibt, die sagen: Der irdische Jesus ist kein Thema für uns. Nur der erhöhte Christus zählt – und darum sagen sie sich von Jesus los. Jesus nach dem Fleisch – darüber brauchen wir nicht zu reden. Dem steht das Bekenntnis gegenüber: Jesus ist der Herr. „Viele Gaben – ein Geist“ weiterlesen