1.Korinther 4, 6 -13
6 Dies aber, Brüder und Schwestern, habe ich im Blick auf mich selbst und Apollos gedeutet um euretwillen, dass ihr an uns lernt, was das heißt: Nicht über das hinaus, was geschrieben steht; auf dass sich keiner für den einen gegen den andern aufblase.
Noch einmal benennt Paulus den Anlass, weshalb er so ausführlich auf dieses Thema eingeht. Sowohl er als auch Apollos werden missverstanden, missdeutet, wenn man sie zu Leit-Figuren macht, auf die man sich beruft. Über die man sich gewissermaßen definiert.
Für beide gilt: die eigene Rolle, die eigene Grenze kennen. Diener, Haushalter sind sie. Aber eben nicht Heilande. Weil sie das wissen, blasen sie sich nicht auf, lassen sie sich auch nicht gegeneinander ausspielen. „Da nach Überzeugung des Paulus zwischen Apollos und ihm kein Gegensatz und kein Konkurrenzverhältnis besteht, konnte er am Beispiel ihres Zusammenwirkens die positive Bedeutung unterschiedlicher Schwerpunkte und Begabungen bei der Verkündigung darstellen.“(W. Klaiber, aaO. S. 64) Wer in Korinth Spaltungen betreibt, kann sich jedenfalls nicht auf Paulus und Apollos berufen. Sondern sie sind in ihrem Miteinander das so wichtige Gegenbeispiel für fruchtbare Vielfalt.
7 Denn wer gibt dir einen Vorzug? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?
Es ist, als würde Paulus Sätze, die er später schreiben wird, schon vorweg denken: „Was sagen wir denn nun? Haben wir einen Vorzug? Gar keinen. Denn wir haben soeben bewiesen, dass alle, Juden wie Griechen, unter der Sünde sind.“(Römer 3, 9) Immer geht es darum, dass man im Vergleichen gefangen ist, auch in der Gemeinde, in der doch alle gleich geliebt sind. Paulus spürt hinter den ganzen Querelen in Korinth Konkurrenzkämpfe. Die Neigung, sich selbst groß und die anderen klein zu machen. Er spürt den Stolz auf den eigenen Glaubensstand, der wie ein Stolz auf eigene Leistung ist.
Diesem Denken tritt Paulus streng entgegen: Ihr habt euch doch nicht selbst zu Christen gemacht! Auch alles, was ihr an Begabungen habt, ist doch nicht euer Verdienst und eure Leistung. „Christen haben nichts aus eigener Entscheidung, in eigenem Recht und zur eigenen Verfügung. Alles ist verliehen.“(W. Schrage, aaO. S. 336) Nur wer das übersieht und übergeht, kann sich auf den Sockel der Selbstbeweihräucherung stellen. Und zeigt gerade so, wie geistlich unreif er noch ist. Es sind Worte wie diese, die viel später aufgegriffen sind: „Man überschätzt wohl leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man nur durch andere geworden ist.“(D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, S. 158)Mahnungen zu einer angemessenen Demut und Dankbarkeit. „Gestatten – Narr Christi“ weiterlesen