Hebräer 12, 1 – 11
1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
Wieder Darum. Τοιγαροῦν. Aus alledem folgt… Die Argumentation des bisherigen Textes wird weitergeführt. Es kommt nicht etwas Neues, ein anderes Thema, sondern es werden Folgerungen aus dem bisher Gesagten gezogen. „Wir stehen wieder vor der eigentlichen Mahnrede.“ (O. Michel, Der Brief an die Hebräer, Krit.-Exegetischer Kommentar über das Neue Testament, Göttingen 1949, S. 287)
Vorgeführt hat uns das Schreiben zuvor aus der hebräischen Bibel die Wolke von Zeugen. Die vor uns gelebt haben, sind für den Schreiber nicht einfach weg. Sie sind als Wolke um uns. Nicht lauter Einzelne, sondern dichtgedrängt, viele. Myriaden. „Wolke“ ist weiter der Hinweis auf die himmlische Wirklichkeit. Jesus wird von einer Wolke vor den Augen der Jünger weggenommen (Apostelgeschichte 1,9). In ihr ist er in die Wirklichkeit Gottes eingegangen. Die nicht weit weg ist, sondern nahe, um uns. Alle, die vor uns geglaubt haben, sind präsent in der Gegenwart Gottes.
Ich mag diesen Ausdruck von der Wolke der Zeugen. Er hilft mir, in einer leeren Kirche, in der sich ein paar Einzelne verlieren, zu glauben, dass wir nicht unter uns sind, nicht die letzten Übriggebliebenen einer früher einmal großen Geschichte. Auch deshalb sind manche Kirchen so groß, himmelwärts gerichtet, damit die Wolke der Zeugen in ihnen Platz hat. Das klingt, zugegeben, schräg. Mir macht es Mut.
Diesen Mut braucht es ja auch, um Ballast abzuwerfen. Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert. Das Bild vom Start zu einem Marathon-Lauf erscheint vor meinem inneren Auge. „Was hindert und beschwert, wird von den Läufern abgelegt. Der Begriff des „Ballastes“ ist etwas zu hart gewählt, zeigt aber an, dass die Leser den Sachverhalt einer niederdrückenden Bürde ernstnehmen müssen, wollen sie ans Ziel kommen.“ ( A.Strobel, Der Brief an die Hebräer, NTD 9, Göttingen 1975; S. 230) „Aufsehen auf Jesus“ weiterlesen