Hebräer 1, 1 – 4
1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, 2 hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.
Gott hat geredet. Das ist der feste Ausgangspunkt dieses Schreibens. Ob das Schreiben ein Brief ist, eine theologische Denkschrift, eine Meditation über Psalm 110 oder eine Predigt ist zweitrangig. Entscheidend ist: Gott hat geredet. Das ist auch ein Wort über die Schriften Israels. Es ist die Überzeugung, die der Hebräerbrief mit allen Autoren der neutestamentlichen Schriften teilt. Diese Schriften sind nicht nur der Reflex religiöser Erfahrungen. Sie sind Echo des Redens Gottes. Er hat zu den Vätern durch die Propheten geredet. Damit ist zugleich die Autorität der Schriften der Hebräischen Bibel gesichert. Der ganze Einstieg in dieses Schreiben deutet auf einen Autor hin, der selbst Jude ist. Einer von denen, die an den Messias Jesus gläubig geworden sind.
Und jetzt, damit kommt der Autor in seine Zeit, hat er durch den Sohn geredet. Es fällt Leser*innen heute nicht gleich auf. Natürlich ist mit dem Sohn Jesus gemeint. Aber das so vom ihm geredet werden kann, ohne im ersten Satz den Namen zu nennen zeigt: dieser Brief ist nicht an Leute gerichtet, die „draußen“ sind, außerhalb der Gemeinde. Er ist von den ersten Worten an ein Brief an Menschen in der Gemeinde. Kein missionarisches Schreiben, sondern eher ein Lehrschreiben. Man wird darüber nachdenken dürfen, ob die angesprochenen Leser*innen einen jüdischen Lebens-Hintergrund mitbringen. Vieles im nachfolgenden Text spricht dafür. „Gott hat geredet“ weiterlesen