- Mose 10, 1 – 9
1 Zu derselben Zeit sprach der HERR zu mir: Haue dir zwei steinerne Tafeln zu wie die ersten und komm zu mir auf den Berg und mache dir eine hölzerne Lade, 2 so will ich auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten waren, die du zerbrochen hast; und du sollst sie in die Lade legen.
Gott macht einen neuen Anfang! Gott findet sich nicht mit den zerbrochenen Tafeln, mit dem gebrochenen Bund ab. Es liegt auf der Linie des bis hierher Erzählten: Von Umkehr des Volkes, von Reue gar ist keine Rede. Nirgendwo steht, dass das Volk sich das Gebet des Mose, seine Fürbitte zu eigen gemacht hätte als seine eigene Bitte an Gott um Vergebung. „Das Gebet Moses hatte nicht die Bußgesinnung des Volkes zur Voraussetzung, auch ist von keiner Änderung, ja Fähigkeit zur Änderung der Gesinnung die Rede.“ (D. Schneider, Das fünfte Buch Mose, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal 1982, S. 119) Dieser neue Anfang in der erneuten Niederschrift der Gebote hat allein in Gott seinen Grund.
Mose wird mit Vorarbeiten beauftragt: zwei steinerne Tafeln, ein Holzkasten – die Lade, die bis in unserer Zeit so viel Phantasie auf sich gezogen hat. Das Entscheidende aber wird Gott selbst tun: Er wird auf die Tafeln die Worte schreiben, die schon auf den ersten Tafeln standen. sozusagen „Zehn Worte – Duplikat“. Mose soll sie „nur“ aufbewahren.
3 So machte ich eine Lade aus Akazienholz und hieb zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, und ging auf den Berg und hatte die beiden Tafeln in meinen Händen. 4 Da schrieb er auf die Tafeln, wie die erste Schrift war, die Zehn Worte, die der HERR zu euch geredet hatte mitten aus dem Feuer auf dem Berge zur Zeit der Versammlung; und der HERR gab sie mir.
So also zeigt der Text Geschehen auf dem Berg – zwischen Gott und Mose. Mose baut die Lade. Gott schreibt die Zehn Worte. Auf die Tafeln, die Mose zu ihm gebracht hat. Sind also die Zehn Worte vom Himmel gefallen, Originalschrift Gottes? Wie muss man sich das vorstellen, dieses Schreiben Gottes? Am besten gar nicht. Die Kommentare schweigen sich auch entsprechend dazu aus. Nur darauf kommt es an, was mit diesem „Schreiben“ gesagt sein soll: hinter den Zehn Worten steht die Autorität Gottes. Sie sind nicht menschlichen Vereinbarung entsprungen und als solche Vereinbarungen auch Revisionen unterworfen, die sie gerne einmal zeitgemäßer würden fassen wollen. Sie sind Gottes Setzung – geredet mitten aus dem Feuer, empfangen im Hören des Volkes zur Zeit der Versammlung und jetzt eben vom HERRN dem Mose gegeben.
Man sagt ja gerne – diese Zehn Worte seinen nichts anderes als ein Reflex des Menschheits-Ethos. Das mag gelten ab dem Gebot der Eltern-Ehrung. Aber die ersten Worte über Sabbat und Heiligung des Gottes-Namens, die Exklusivität Gottes, das Bilder-Verbot und erst recht die „Präambel“ Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.“(5,6) sind exklusiv für Israel, nur diesem einen Volk und dann auch uns Christen eigentümlich. Das ist nicht gemeinsames Menschheits-Erbe. Das ist geboren aus der Erfahrung am Sinai. Offenbarungs-Wort des Ewigen. Des Schöpfers der Himmel und der Erde. Das ist für immer festgeschrieben in dem so schlichten Satz: der HERR gab sie mir.