- Thessalonicher 2, 1 – 12
1 Was aber das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsere Versammlung bei ihm, so bitten wir euch, 2 dass ihr nicht so schnell wankend werdet in euren Sinn und dass ihr euch nicht erschrecken lasst – weder durch eine Weissagung noch durch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sollen und behaupten, der Tag des Herrn sei schon da.
Schade, dass in der Übersetzung ausgefallen ist, was im Griechischen steht: ἀδελφοί, Schwestern und Brüder. Das lässt ein bisschen verschwinden, dass der Briefschreiber „Luft geholt“ hat, einen neuen Anfang setzt. Seine Argumentation neu einsetzen lässt.
Es scheint Leute, wichtige Leute gegeben zu haben, die Unruhe in die Gemeinde gebracht haben. Darum wird jetzt dieser neuer Anlauf genommen, um zu klären. Es ist ein bisschen mühsam zu lernen. Aber es gibt viele Fragen im Leben – und auch im Glauben, die sind nicht mit einem Mal ein für alle Mal geklärt. Sie melden sich wieder, beunruhigen wieder. Sie erfordern nicht unbedingt neue Antworten. Aber sie verlangen neue Aufmerksamkeit.
Wie ungehört scheint mir dieser Rat, nicht so schnell wankend werden, sich nicht erschrecken lassen. Angst ist allgegenwärtig. Die Welt ist ein gefährlicher, unsicherer Ort – fast jede Tageschau liefert diese Botschaft. Damit gilt es fertig zu werden. Das ist unser Alltag.
Hier aber ist noch einmal in einer anderen Weise zu lesen. Bis auf den Tag heute lassen sich Leute erschrecken, in Furcht versetzen mit der Botschaft: Der Tag des Herrn ist da. Er steht vor der Tür. Es will scheinen, als würde der Schreiber zurückgreifen auf frühere Botschaft. Wir haben es doch klar gelegt, was es mit dem Kommen des Herrn auf sich hat. Der erste Brief nach Thessalonich ist ein seelsorgerliches Schreiben, das die Angst nehmen will. Niemand wird den Tag versäumen. Niemand muss Angst um die haben, die schon gestorben sind. Auch sie werden nicht ausgeschlossen sein von der Freude über den wiederkommenden Herrn. „Frei von Angst“ weiterlesen