Apostelgeschichte 18, 1 – 22
Danach verließ Paulus Athen und kam nach Korinth 2 und fand einen Juden mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig; der war mit seiner Frau Priszilla kürzlich aus Italien gekommen, weil Kaiser Klaudius allen Juden geboten hatte, Rom zu verlassen. Zu denen ging Paulus. 3 Und weil er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete mit ihnen; sie waren nämlich von Beruf Zeltmacher.
Es hält Paulus nicht lange in Athen. Es muss keine Flucht vor dem Misserfolg sein. Es ist einfach nicht seine Stadt. Er zieht weiter, nach Korinth. Hafenstadt am Isthmos. Das hat zu vielerlei Überlegungen über das Milieu in Korinth geführt. „Es versteht sich, dass in dieser Stadt mit ihrem bunten Bevölkerungsgemisch auch das religiöse Leben ungemein vielfältig war. Asiatische Kulte fanden hier ebenso ihre Anhänger wie die Mysterienreligionen. Die soziokulturellen Voraus-setzungen dafür, dass auch die christliche Botschaft bereitwillig Hörer fand, waren gegeben, zugleich aber auch die Gefahr, dass diese Botschaft mit anderen religiösen und weltanschaulichen Strömungen vermischt wurde.“ (J. Roloff, aaO. S. 270) Manches erscheint mir bis heute mehr der Phantasie entsprungen als strenger Forschung.
In Korinth trifft Paulus auf eine jüdisches Ehepaar, Aquila und Priszilla. Sie sind ihm allein schon deshalb nah, weil sie Handwerksgenossen sind. So erfährt man gewissermaßen nebenbei, dass Paulus nicht hauptberuflich Theologe ist, sondern eine ordentliche Tätigkeit ausübt. Seine Arbeit als Missionar ist seine Profession. Aquila und Priszilla sind Opfer „antijüdischer Maßnahmen“ in Rom. Kaiser Klaudius hatte kurzerhand alle Juden aus Rom verbannt, weil es in der Judenschaft Streit gab, Tumulte, die sich um einen „Chrestos“ drehten. „Es wird sich um Auseinandersetzungen zwischen Juden und Judenchristen um die Messianität Jesu als des „Christus“ gehandelt haben.“ (R. Pesch, aaO. S.152 )
Wie so oft ist Vorsicht geboten, wenn da steht alle Juden. Das erinnert ein bisschen an die Aufregung von ganz Jerusalem (Matthäus 2,3), als von einem neugeborenen König der Juden die Rede ist. Es ist eine „übertreibende Sprache“, die Maßnahmen gegen einen Teil als Maßnahmen gegen alle sieht – so wie ja auch heutzutage rasch in manchen Medien alle Reichen zu Steuerhinterziehern und alle Deutschen zu Abgehörten und alle Moslems zu potentiellen Terroristen werden. Bei rund 50.000 Juden in Rom wäre die Verbannung aller ein Massenexodus größeren Ausmaßes gewesen. Es dürfte nur eine Schicht führender Leute getroffen haben.
Der Gedanke liegt nahe, dass Aquila und Priszilla an diesen Auseinandersetzungen an führender Stelle beteiligt waren und dass sie bereits Christen sind, als sie Paulus treffen. Nirgends wird erzählt, dass er diese beiden, die er später selbst seine „Mitarbeiter in Christus“ (Römer 16,3) nennt, zum Glauben geführt hätte. Das ist auch ein erster Hinweis auf eine römische Gemeinde in sehr früher Zeit. Kein Wort darüber, wie sie entstanden ist. Manches macht Gott lieber im Verborgenen! „Ein Römer mit Durchblick“ weiterlesen