Apostelgeschichte 13, 13 – 25
13 Paulus aber und die um ihn waren, fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte zurück nach Jerusalem.
Fast unmerklich verschieben sich die Verhältnisse in der Gruppe. Es heißt nicht Barnabas und Paulus, sondern Paulus aber und die um ihn waren. Er übernimmt die Führung. Kein Wort von einem „Machtkampf“. Es begibt sich so. Und Johannes Markus kehrt nach Jerusalem zurück. Das griechische Wort αποχωρήσας – er trennte sich. „Er wich von ihnen“ – Luther 1957 – deutet, wenn auch verhalten, doch auf Meinungsunterschiede hin. Aber auch hier: Nichts von Begründung oder Erklärung. Es ist so.
14 Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien und gingen am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. 15 Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten aber schickten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und das Volk ermahnen, so sagt es.
In Antiochia in Pisidien (in der Mitte der heutigen Türkei) geht die Gruppe in die Synagoge. Es gibt offensichtlich eine weit verbreitete Präsenz von jüdischen Gemeinden im damaligen Kleinasien. An sie knüpft die christliche Verkündigung der ersten Zeit immer wieder an. Die Gäste, so würden wir sagen, werden eingeladen, im Gottesdienst das Wort zu nehmen. „An der Erklärung des Gesetzes, die regulärer Teil des Gottesdienstes war, konnte sich jedes erwachsene männliche Gemeindeglied beteiligen.“(J. Roloff, Die Apostelgeschichte, NTD 5, Göttingen 1981, S. 204) Erwartet wird also ein Kommentar, eine Auslegung zu dem, was zuvor als Lesung des Gesetzes und der Propheten zu hören war.
Es ist eine Ehre, die die Vorsteher der Synagoge den durchreisenden Gästen erweisen. Zugleich auch ein Signal der Verbundenheit: Liebe Brüder. Sie haben sie als Juden erkannt. Vielleicht gab es vorher schon Begegnungen, Gespräche, so dass ein gewisses Maß an Neugier mitschwingen könnte. Man traut ihnen zu, dass sie das Volk – hier steht mit λαός das Wort, das nicht einfach nur die Anwesenden benennt, sondern sie als Gottes Volk andeutet – ermutigen. So besser statt ermahnen. Παρακλήσις – „Ermunterung, Ermahnung, Trost“ (Gemoll, aaO. S. 573) Die Gemeinde darf von diesen Gästen Mutmach-Worte erwarten.
“Tragt zu unserem Gottesdienst bei.” Offensichtlich gibt es diesen Spielraum in den Gestaltungsmöglichkeiten des Treffens in der Synagoge. Wie festgelegt sind im Vergleich dazu unsere Gottesdienste heute. Es ist doch kaum vorstellbar, dass in einer Kirche, einem Gottesdienst ein Kirchenvorsteher, eine Kirchenvorsteherin oder die Pfarrperson Fremde entdeckt und sie einlädt: Sagt uns einen Gruß. Grußworte gibt es auch bei uns – abgesprochen. Von Prominenten, bei Verabschiedungen und streng reguliert in Umfang und Inhalt. Aber doch nicht spontan, weil man vermutet: diese Gäste haben einen Botschaft, die uns gut tun könnte.