Apostelgeschichte 5, 1 – 11
1 Ein Mann aber mit Namen Hananias samt seiner Frau Saphira verkaufte einen Acker, 2 doch er hielt mit Wissen seiner Frau etwas von dem Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen.
Gute Beispiele stecken an. Aber sie können auch überfordern. Hananias scheint Barnabas als leuchtendes Vorbild vor Augen zu haben. Und so verkauft er auch. Einen Acker. Das klingt, als hätte er noch mehr Äcker. Aber er will es nicht übertreiben. Er hält vom Verkaufserlös einen Teil zurück. Ob es ein großer Teil oder ein kleiner Teil ist, spielt keine Rolle. Als er vor den Aposteln steht, erweckt er den Anschein, dass er alles gibt, was er erhalten hat.
3 Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen.
Der Apostel ist ein Herzenskenner. „Petrus hat die Fähigkeit des Charismatikers, Menschen zu durchschauen.“ (J. Roloff, Die Apostelgeschichte; NTD 5; Göttingen 1981 S. 94) Er hat Anteil an dieser Gabe, die auch der Herr Jesus hatte. Von ihm wird erzählt: Als aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so Böses in euren Herzen? (Matthäus 9,4) Zu meine Ängsten gehört, von klein-auf, dass Menschen in der Lage sind, meine Gedanken zu lesen, in die Un-Tiefen meines Herzens zu schauen. „Es steht auf deiner Stirn geschrieben!“ Wie schrecklich ist das für den, der so ein offenes Buch ist für den, der darin zu lesen versteht.
Warum hat der Satan dein Herz erfüllt? Was soll Hananias auf diese Frage antworten? „In der Fragen fließen zwei Gedanken zusammen: Warum hast du das getan? Und: Satan hat dein Herz erfüllt. Die Besessenheit wird an der Tat sichtbar.“ (G. Schille, Die Apostelgeschichte des Lukas, Theol. Hand-Kommentar zum NT, Bd. 5; S 148) Es hört sich an wie eine Brücke, heraus aus der eigenen Verantwortung. „Ich war es ja nicht. Der Satan hat mich betrogen.“ Aber ich glaube nicht, dass es so gemeint ist. Die Verantwortung für die eigenen Taten wird in den Schriften des Lukas an keiner Stelle in Frage gestellt. Auf solche Warum-Fragen gibt es keine Antworten. Hananias hat sich verlocken lassen.
Es gibt eine ähnliche Formulierung übrigens beim Verrat des Judas. „Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte.“ (Lukas 22, 3) Auch hier ist der Satan am Werk. Er ist auf dem Plan, wo Gemeinde lebt. Auch hier wird in der Folge nicht die Verantwortung des Judas herunter gespielt. Und auch hier ist es einer, der „dazu“ gehört. Das ist wohl für die Gemeinde damals das eigentlich Erschreckende: Die Gemeinde ist kein schuld-freier Raum. Sie ist auch nicht der Raum der reinen Wahrhaftigkeit. Sie ist auch nicht der Raum der ungefährdeten Heiligen. Es gibt schönen Schein in ihr. „Unheimlich – es kommt alles heraus“ weiterlesen