Jesaja 60, 15 – 22
15 Denn dafür, dass du die Verlassene und Ungeliebte gewesen bist, zu der niemand hinging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für. 16 Du sollst Milch von den Völkern saugen, und der Könige Brust soll dich säugen, auf dass du erfahrest, dass ich, der HERR, dein Heiland bin und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser. 17 Ich will Gold anstatt des Erzes und Silber anstatt des Eisens bringen und Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine. Und ich will zu deiner Obrigkeit den Frieden machen und zu deinen Vögten die Gerechtigkeit. 18 Man soll nicht mehr von Frevel hören in deinem Lande noch von Schaden oder Verderben in deinen Grenzen, sondern deine Mauern sollen »Heil« und deine Tore »Lob« heißen.
Es ist noch nicht so weit, aber in diesen Worten wird schon die Wende angesagt. Nicht die große Wende am Ende der Zeiten, sondern eine Wende in der Geschichte. Für Israel, für Jerusalem. Was für eine Herausforderung an das Vertrauen seiner Hörer steckt in diesen Worten. Sie stehen im krassen Kontrast zum Ist-Zustand der Stadt und des Volkes.
Als der Prophet diese Worte sagt, da steckt das Volk Israel in einer Situation, die man nur mit dem Stichwort „Depression“ beschreiben kann. Sein Wort wird hinein gesprochen in eine dürftige Zeit. Die großen Träume des Volkes haben sich nicht erfüllt. Was hatte man nicht für Hoffnungen an die Heimkehr aus dem Exil geknüpft. Nach siebzig Jahren Gefangenschaft, Knechtschaft, Fremdherrschaft war man jetzt endlich wieder frei. Man durfte sich wieder frei bewegen im Land der Väter, hatte wieder Zugang in Jerusalem und glaubte wieder an eine neue, große Zukunft. Der Tempel würde wieder neu entstehen und zum geistigen und geistlichen Mittelpunkt des Volkes werden, die Stadt Jerusalem würde im neuen Glanz erstrahlen. Das Leben würde nicht mehr vom Mangel, sondern vom Überfluss bestimmt sein. Wohlstand für alle ist eine Parole der Zeit. Und natürlich: das Miteinander der Menschen sollte von Friedlichkeit, Gerechtigkeit, Anstand geprägt sein.
Die Worte Jesajas erinnern: Es sind die Folgen des Gerichtes, die auf dem Land liegen. Dass Jerusalem, dass du die Verlassene und Ungeliebte gewesen bist, zu der niemand hinging, das ist die Folge seiner Offenheit nach allen Seiten, die Folge des verweigerten Vertrauens auf den HERRN allein. Jetzt aber ist es genug mit dem Gericht, nicht weil Israel plötzlich heilig geworden wäre, sondern weil Gott es genug sein lässt. Weil er Lust zur Gnade und Lust zu seinem neuen Anfang hat. „Die Wende“ weiterlesen